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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Escherichia coli Nissle 1917 als adjuvante Therapie bei chronischer bakterieller Prostatitis

PROSTATE Neapel – Die chronische bakterielle Prostatitis ist ein Krankheitsbild, welches für den Patienten nebst der physischen Symptomatik auch psychisch sehr belastend sein kann und Patient und Behandler gleichermassen vor Herausforderungen stellen kann. Der Therapieerfolg ist oftmals unzureichend und in dem Fall durch, zumindest initial, häufigen Wechsel der Therapiestrategie oder gar des Behandlers gekennzeichnet. Entsprechend besteht der Bedarf nach neuen, effektiven Therapieformen. Neuere Studien lassen einen Effekt des menschlichen Mikrobioms auf die Entstehung sowie die klinische Präsentation der chronischen bakteriellen Prostatitis vermuten. Entsprechend könnte sich dort eine neue Therapieoption eröffnen. In der nachfolgend vorgestellten, nicht verblindeten, randomisierten, kontrolllierten Studie untersuchten die Autoren um Celeste Manfredi,den Therapieeffekt einer Kombinationstherapie mit Levofloxacin und Escheria Coli Nissle 1917 (EcN). Die Forscher aus dem Bereich Urologie der Abteilung für Frauen und Kinder sowie für allgemeine und spezielle Chirurgie an der Universität Kampanien „Luigi Vanvitelli“, in Neapel, Italien, haben Patienten mit einer diagnostizierten chronischen Prostatitis mit Nachweis eines Fluorchinolon empfindlichen Keimes in der 4-Gläserprobe in diese Studie eingeschlossen und teilten die zufällige Allokation der Studienteilnehmer in zwei Gruppen, wobei beide Gruppen für insgesamt vier Wochen mit 500mg Levofloxacin behandelt wurden. Die Teilnehmer der Interventionsgruppe erhielten zusätzlich 320mg EcN zweimal täglich für vier Wochen und im Anschluss noch einmal täglich für weitere acht Wochen. Insgesamt wurden 110 Patienten in die Studie eingeschlossen und gleichmässig den beiden Gruppen zugeordnet. Hinsichtlich Basischarakteristika vor Therapie zeigten sich keine signifikanten Unterschiede (NIH-CPSI Score 24.1 vs. 23.8; Vergleichsgruppe vs. Interventionsgruppe). Als häufigster Erreger konnte in beiden Gruppen Enterobakterien nachgewiesen werden. Nach drei Monaten Therapie zeigte sich in beiden Gruppen eine statistische signifikante Reduktion des NIH-CPSI Scores, wobei sich im Vergleich der beiden Gruppen nochmals ein signifikanter Unterschied nachweisen liess (NIH-CPSI Score 5.85 vs. 7.64, p=0.009). Ein biologisches Rezidiv konnte nach drei Monaten in 26.9% der Vergleichsgruppe und 9.8% der Interventionsgruppe nachgewiesen werden (p=0.043). in der Juli-Ausgabe des Fachjournals WORLD JOURNAL OF UROLOGY, weisen die Forscher darauf hin, dass noch ein deutlicherer Unterschied hierzu sich nach sechs Monaten (28.9% vs. 9.8%, p=0.043) zeigte. Unerwünschte Nebenwirkungen wurden von drei bzw. sechs Probanden berichtet (p=0.25), wobei es sich um leichte Nebenwirkungen ohne nötige Abweichung vom Studienprotokoll oder Abbruch der Therapie handelte. (fa/um)

Autoren: Celeste Manfredi 1, Francesco P Calace 2, Ferdinando Fusco 1, Carmelo Quattrone 1, Dario Giordano 1, Felice Crocetto 3, Massimiliano Creta 3, Marco De Sio 1, Davide Arcaniolo 1,, Korrespondenz: 1 Urology Unit, Department of Woman Child and of General and Specialist Surgery, University of Campania „Luigi Vanvitelli“, Via S. Pansini 5, Naples, 80131, Italy. 2 Urology Unit, Department of Woman Child and of General and Specialist Surgery, University of Campania „Luigi Vanvitelli“, Via S. Pansini 5, Naples, 80131, Italy. frap.calace@gmail.com. 3 Department of Urology, University „Federico II“, Naples, Italy. Studie: Escherichia coli Nissle 1917 as adjuvant therapy in patients with chronic bacterial prostatitis: a non-blinded, randomized, controlled trial, Quelle: World J Urol
. 2021 Jul 2.doi: 10.1007/s00345-021-03773-8. Online ahead of print, https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00345-021-03773-8

Kommentar

Die Zugabe von E.Coli Nissle 1917 zur in den EAU-Guidlines empfohlenen antibiotischen Therapie scheint der alleinigen antibiotischen Therapie überlegen, zumindest im Rahmen der hier vorliegenden Studie. Die grössten Einschränkungen der Studie finden sich sicherlich in der fehlenden Verblindung und in der relativ kleinen Anzahl Probanden. Bezüglich der Wirkungsweise der probiotischen Therapie werden gegenwärtig mehrere mögliche Wirkweisen diskutiert. Die Erforschung der Zusammenhänge zwischen Probiom und Gesundheit steht erst in ihren Anfängen, im ganzen Gebiet der Medizin sind hierzu sicherlich in den nächsten Jahren spannende neue Erkenntnisse zu erwarten.(fa)

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Lucerner Kantonspital