Sexuelle Zufriedenheit bei erektiler Dysfunktion nach Roboter-assistierten radikalen Prostatektomie

ERECTILE DYSDUNCTION Leiden – In dieser retrospektiven Analyse von Albers et al. wird auf die sexuelle Zufriedenheit von Prostatakrebspatienten eingegangen, die zwischen 2006 und 2019 in einem Zentrum in den Niederlanden eine roboter-assistierte radikale Prostatektomie (RARP) erhielten. Basierend auf Auswertungen von standardisierten Fragebögen, die den Patienten nach 6, 12, 24 und 36 Monaten zugesandt wurden, wurde insbesondere auf den Einfluss der erektilen Dysfunktion (ED) auf den „Sexual satisfaction score (SSS)“ eingegangen. Die ED wurde mittels dem „Internation Index of Erectile Function (IIEF-5)“ erhoben. Insgesamt konnten 884 Patienten ausgewertet werden. Es zeigte sich, dass Patienten mit ED nach RARP zu jedem Erhebungszeitpunkt insgesamt einen niedrigeren SSS hatten (4.6-4.8 von 10 möglichen Punkten) als Patienten die keine ED aufwiesen (8.1-8.4 von 10 möglichen Punkten, p<0.01). Basierend auf dieser Ausgangslage wurde weiter analysiert, auf welchen Punkten sich Patienten unterschieden, die eine ED hatten und dennoch einen hohen Score aufwiesen, gegenüber denen, die einen niedrigen Score aufwiesen. Es zeigte sich, dass erstere einen höheren Quality of Life Score, einen höheren Baseline-Overall Satisfaction Score, einen höheren IIEF-5 Score und einen höheren Sexual Desire Score hatten. In multivariablen logistischen Regressionsmodellen zeigte die Arbeitsgruppe um Leonore F Albers schliesslich, dass insbesondere „Baseline-Overall Satisfaction“ und der „Sexual Desire Score“ nach 24 Monaten einen unabhängigen Prädiktorstatus für einen höheren SSS hatten (Odds ratios jeweils 1.4 und 1.7, p≤0.01). Dieser Status blieb auch im Weiteren follow up (36 Monate) bestehen, wie die Forscher aus dem Department of Urology and Medical Decision Making des Leiden University Medical Centre in Leiden, Niederlanden, berichten. Die Studie, erschienen im Original in der Fachzeitschrift THE JOURNAL OF SEXUAL MEDICINE, schliesst mit dem Fazit, dass demgegenüber diverse übrige Einflüsse, wie das Patientenalter zur RARP, erektile Funktion vor RARP, International Prostate Symptom Score (IPSS), Incontinence Score und der Fascia-Preservation Score keinen signifikanten Einfuss auf den SSS hatten. (cw/um)

Autoren: Leonore F Albers 1 , Corinne N Tillier 2 , Erik van Muilekom 2 , Erik van Werkhoven 3 , Henk W Elzevier 4 , Bas W G van Rhijn 5 , Henk G van der Poel 2 , Kees Hendricksen 2, Korrespondenz: 1 Department of Urology and Medical Decision Making, Leiden University Medical Centre, Leiden, The Netherlands; Department of Urology, Antoni van Leeuwenhoek Hospital, The Netherlands Cancer Institute, Amsterdam, The Netherlands. Electronic address: l.f.albers@lumc.nl., 2 Department of Urology, Antoni van Leeuwenhoek Hospital, The Netherlands Cancer Institute, Amsterdam, The Netherlands., 3 Biometrics Department, Antoni van Leeuwenhoek Hospital, Netherlands Cancer Institute, Amsterdam, The Netherlands., 4 Department of Urology and Medical Decision Making, Leiden University Medical Centre, Leiden, The Netherlands., 5 Department of Urology, Antoni van Leeuwenhoek Hospital, The Netherlands Cancer Institute, Amsterdam, The Netherlands; Department of Urology, Caritas St Josef Medical Center, University of Regensburg, Regensburg, Germany., Studie: Sexual Satisfaction in Men Suffering From Erectile Dysfunction After Robot-Assisted Radical Prostatectomy for Prostate Cancer: An Observational Study, Quelle:J Sex Med. 2021 Feb;18(2):339-346.doi: 10.1016/j.jsxm.2020.11.011. Epub 2020 Dec 24., Web: Sexual Satisfaction in Men Suffering From Erectile Dysfunction After Robot-Assisted Radical Prostatectomy for Prostate Cancer: An Observational Study

Kommentar

Diese Studie zeigt, was prinzipiell sehr naheliegend erscheint: eine ED nach RARP ist assoziiert mit niedrigerer sexueller Zufriedenheit. Obwohl diese Aussage relativ wenig überraschend ist, sind andere Beobachtungen umso interessanter. Zunächst erscheint es, als ob die die sexuelle Zufriedenheit nicht primär an die Erektile Funktion und das Patientenalter vor RARP gekoppelt ist. Darüber hinaus gibt es Patienten, die durch RARP eine ED erleiden, und trotzdem dennoch weiterhin einen hohen Zufriedenheits-Score haben. Es erscheint, als ob diese Patienten bereits eine unterschiedliche Grundeinstellung und sexuelle Zufriedenheit mit sich bringen und daher weniger unter den Folgen einer ED leiden. Diese Information erscheint insbesondere für das Patientenberatungsgespräch wichtig, da es impliziert, dass die Erhaltung der ED zwar weiterhin der wichtigste Grundpfeiler für sexuelle Zufriedenheit ist, aber auch weitere Faktoren, die hauptsächlich die psychische Grundeinstellung betreffen, beachtenswert sind. Leider lieferten die Autoren keine genauen Angaben über den Anteil jener Patienten, die eine ED erleiden und dennoch einen hohen SSS Score aufwiesen, was eine Limitation dieser Studie darstellt.(cw)

Autor: : Dr. med. univ. Christoph Würnschimmel, Assistenzarzt Martini Klinik Hamburg