Mirabegron als Zusatztherapie zu Tamsulosin zur Therapie der überaktiven Blase bei Männern mit Symptomen des unteren Harntrakts
PROSTATE Asahikawa – Symptome des unteren Harntraktes (LUTS) beinhalten oft Symptome der überaktiven Blase (OAB) und sind ein häufiges Beschwerdebild des älteren Mannes. Symptome der Speicherphase werden von den Patienten dabei häufiger als belastender empfunden als jene der Entleerungsphase. Die korrekte medikamentöse Therapie sollte entsprechend beide Probleme adressieren. Als Erstlinientherapie kommen häufig a-Blocker zum Einsatz, wobei damit nicht immer eine zufriedenstellende Verbesserung der Symptomatik der Speicherphase erreicht werden kann. In dem Fall kann eine Kombinationstherapie mit einem Antimuskarinergika erfolgen. Aufgrund des Nebenwirkungsprofiles werden zunehmend Alternativen zu Antimuskarinergika gesucht. Die vorliegende, randomisierte, placebo-kontrollierte Studie unter der Leitung von Hidehiro Kakizaki, untersuchte die Wirkung der Kombinationstherapie von Tamsulosin und Mirabegron auf LUTS. Während Januar 2016 und Juli 2017 wurden in Japan und Korean an insgesamt 58 Zentren Patienten rekrutiert. Die Behandlungsphase dauerte 12 Wochen, in der Interventionsgruppe erhielten die Patienten einmal täglich 50mg Mirabegron + 0.2mg Tamsulosin, in der Vergleichsgruppe wurde anstelle Mirabegron ein Placebo verabreicht. Als primärer Endpunkt untersuchten die Autoren aus der Asahikawa Medical University in Asahikawa, Japan, die Veränderung der Anzahl Miktionen während eines Tages. Als sekundäre Endpunkte dienten das mittlere Miktionsvolumen pro Miktion, Anzahl Urgency-Episoden und Nykturieepisoden. Insgesamt konnten 544 Patienten randomisiert werden (Verhältnis 1:1). Zwischen den beiden Gruppen bestanden zu Studienbeginn keine statistisch signifikanten Unterschiede. Bezüglich der mittleren Anzahl Miktion pro 24 Stunden zeigte sich eine Veränderung von -1.27 in der Interventions- und -0.75 in der Vergleichsgruppe (p=0.001). Weiter bestand ein signifikanter Unterschied in der Veränderung des mittleren Miktionsvolumens pro Miktion mit Vorteil Interventionsgruppe. Betreffend Urgency-Episoden und Nykturie-Episoden konnte kein statistisch signifikanter Unterschied aufgezeigt werden. Unerwünschte Wirkungen wurden durch 23.4% in der Mirabegron sowie 22.5% der Patienten der Placebogruppe berichtet. In der Juli-Ausgabe 2020 der Fachzeitschrift EUROPEAN UROLOGY FOCUS, stellt das Team fest, dass es sich bei der Mehrheit um leichte- bis mittlere unterwünschte Wirkungen handelt. (fa/um)
Autoren: Hidehiro Kakizaki 1 , Kyu-Sung Lee 2 , Osamu Yamamoto 3 , Jar Jar Jong 4 , Daisuke Katou 5 , Budiwan Sumarsono 4 , Satoshi Uno 3 , Osamu Yamaguchi 6, Korrespondenz: 1 Asahikawa Medical University, Asahikawa, Japan., 2 Samsung Medical Center, Sungkyunkwan University School of Medicine, Seoul, Korea., 3 Astellas Pharma Inc., Tokyo, Japan., 4 Astellas Pharma, Singapore., 5 Astellas Pharma Inc., Tokyo, Japan., Electronic address: daisuke.katou@astellas.com., 6 Division of Bioengineering and LUTD Research, Nihon University School of Engineering, Koriyama, Japan., Studie: Mirabegron Add-on Therapy to Tamsulosin for the Treatment of Overactive Bladder in Men with Lower Urinary Tract Symptoms: A Randomized, Placebo-controlled Study (MATCH), Quelle: Eur Urol Focus. 2020 Jul 15;6(4):729-737.doi: 10.1016/j.euf.2019.10.019. Epub 2019 Nov 11., Web: https://www.eu-focus.europeanurology.com/article/S2405-4569(19)30341-4/fulltext
Kommentar
Gemäss Autoren handelt es sich um die erste doppelblinde, placebo-kontroellierte Studie, welche die Kombination von Tamsulosin und Mirabegron untersucht. Die präsentierten Resultate stehen im Einklang mit vorausgegangenen kleineren und nicht randomisierten Studien. Als nächster Schritte wäre es sicherlich ein Direktvergleich einer Kombinationstherapie Tamsulosin + Mirabegron vs. Tamsulosin + Antimuskarinergika interessant. Anzumerken bleibt, dass die in der Studie verwendete Tamsulosin Dosis zumindest nicht der in der Schweiz üblicherweise verschriebenen Dosierung entspricht. Da Tamsulosin Bestandteil beider Studienarme war dürfte dies zumindest hinsichtlich Vergleich der Arme keinen relevanten Einfluss ausüben.(fa)
Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital