Hoch- versus niedrig dosiertem standardisierten Cranberry-Proanthocyanidin-Extrakt zur Vorbeugung rezividierender Harnwegsinfektionen bei gesunden Frauen
FEMALE UROLOGY Québec – Harnwegsinfekte, mitunter rezidivierend, sind ein häufiges urologisches Krankheitsbild der Frau. Aufgrund der Antibiotikanebenwirkungen sowie zunehmenden Antibiotikaresistenzen ist das Interesse an effektiven und gut tolerierten Therapiealternativen gross. Cranberry Produkte sind vielversprechende natürliche Alternativen in der Rezidivprophylaxe von Harnwegsinfekten. Die Wirkung tritt vermutlich über eine verminderte Adhäsion von E.Coli am Urothel, vermittelt durch Cranberry-Proanthocyanidin (PCA), ein. Klinische Studien welche die Wirkung von Cranberry untersucht haben, hauptsächlich in Form von Säften, haben unschlüssige Ergebnisse erbracht. Dies wird mitunter durch fehlende Compliance, unzureichende statistische Power und unterschiedlicher PCA-Konzentration der getesteten Substanzen begründet. Die Autoren um Asma Babar vom CHU de Québec-Laval des University Research Center in Québec, Canada, postulieren eine minimale PCA Dosis von 36mg pro Tag um einen Effekt zu erzielen. Bei der vorgestellten Studie handelt es sich um eine randomisierte, doppelblinde Studie. In die Studie eingeschlossen wurden sexuell aktive, nicht schwangere Frauen mit rezidivierenden Harnwegsinfekten (>= zwei Episoden in den letzten 6 Monaten bzw. >= 3 in den letzten 12 Monaten) über 18 Jahren. Die Interventionsgruppe erhielt 2x 18.5mg PAC täglich, die Kontrollgruppe 2x1mg täglich, beide in Kapselform. Beide Gruppen für jeweils 24 Wochen. Kontrollen wurden nach 0, 12 und 24 Wochen durchgeführt. Bei Verdacht eines Harnwegsinfektes meldeten sich die Teilnehmerinnen bei der Studienkoordination und eine Urinanalyse zur Konfirmation wurde durchgeführt. Als primärer Endpunkt fungierte die Anzahl Harnwegsinfektepisoden. Zur Steigerung der Compliance mussten die Teilnehmerinnen ein Journal führen, verbleibende Kapseln zu den Kontrollen mitbringen und erhielten zweimal pro Woche eine Erinnerung per E-Mail. Im Zeitraum zwischen August 2015 und April 2017 wurden 145 Frauen in die Studie eingeschlossen und 1:1 randomisiert. Trotz Randomisierung zeigte sich ein signifikanter Unterschied im mittleren Alter der Studienteilnehmerinnen zwischen den beiden Gruppen (mittleres Alter low dose: 32.5 Jahre, high-dose 27.2 Jahre, p=0.009). In der high-dose Gruppe konnten 45 Events, in der low-dose 59 Events festgestellt werden. Die hochgerechnete jährliche Inzidenz betrug 1.48 in der high-dose, beziehungsweise 1.96 in der low-dose Gruppe. In der März-Ausgabe des Fachmagazins BMC UROLOGY, stellt die Forschergruppe fest, dass die Einnahme der höheren PCA-Dosis zu einer Risikoreduktion um 24% führte, wobei hier keine statistische Signifikanz erreicht werden konnte. Eine signifikante Reduktion der Infektepisoden durch die high-dose Prophylaxe zeigte sich in der Subgruppe der Teilnehmerinnen mit weniger als fünf Infektepisoden im Jahr vor Studienteilnahme. Hinsichtlich Compliance konnte kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen festgestellt werden (92.9 vs. 92.7% p=0.6). Schwere unerwünschte Wirkungen wurden in beiden Gruppen nicht berichtet. (FA/um)
Autoren: Asma Babar 1 2 , Lynne Moore 2 , Vicky Leblanc 3 , Stéphanie Dudonné 3 , Yves Desjardins 3 , Simone Lemieux 3 , Valérie Bochard 4 , Denis Guyonnet 5 , Sylvie Dodin 6 7 8, Korrespondenz: 1 CHU de Québec-Laval University Research Center, Québec City, Canada., 2 Department of Social and Preventive Medicine, Faculty of Medicine, Laval University, Québec City, Canada., 3 Institute of Nutrition and Functional Foods, Laval University, Québec City, Canada., 4 Diana Food, Rennes, France., 5 Diana Nova, Paris, France., 6 CHU de Québec-Laval University Research Center, Québec City, Canada. sylvie.dodin@fmed.ulaval.ca., 7 Department of Social and Preventive Medicine, Faculty of Medicine, Laval University, Québec City, Canada. sylvie.dodin@fmed.ulaval.ca., 8 Department of Obstetrics and Gynecology, Saint-Francois D’Assise Hospital, Laval University, 10 Espinay Road, Québec City, G1V 0A6, Canada. sylvie.dodin@fmed.ulaval.ca., Studie: High dose versus low dose standardized cranberry proanthocyanidin extract for the prevention of recurrent urinary tract infection in healthy women: a double-blind randomized controlled trial, Quelle: BMC Urol. 2021 Mar 23;21(1):44.doi: 10.1186/s12894-021-00811-w., Web: https://bmcurol.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12894-021-00811-w
Kommentar
Gemäss Autoren handelt es sich um die erste Studie, welche 37mg PCA, aufgeteilt in zwei Dosen pro Tag, zur Verhinderung rezidivierender Harnwegsinfekt bei Frauen untersucht. Interessanterweise zeigte sich in beiden Gruppen eine höhere Inzidenz von Harnwegsinfekten als in anderen vergleichbaren Studien. Möglicherweise Ausdruck eines Selection Bias von besonders betroffenen Frauen. Eine statistische Auswertung identifizierte die Anzahl Infekte als modifizierenden Faktor, ein Effekt durch die high-dose Prophylaxe bei weniger betroffenen Frauen (weniger als fünft Episoden pro Jahr) scheint vorhanden zu sein. (FA)
Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital