Einfluss der extrakorporalen Stoßwellentherapie auf die Behandlung junger Patienten mit vaskulogener, leichter erektiler Dysfunktion (ED)
ANDROLOGY Isatambul – Ein gemeinsamer Nachteil der gebräuchlichsten Therapieverfahren der Erektilen Dysfunktion (ED) liegt darin, dass sie (mit Ausnahme langwirksamer PDE-5 Inhibitoren) relativ kurz vor dem Geschlechtsverkehr angewendet bzw. aktiviert werden müssen und (mit Ausnahme der Penisprothese) nur für eine bestimmte Dauer aktiv sind. Die der ED zugrundeliegenden Pathophysiologie wird durch keine der Therapieformen adressiert. Eine alternative Therapieform stellt die extrakorporelle Stosswellentherapie des Penis (ESWT) mit niedriger Intensität dar. Ihre Effekte sollten auf einer durch mechanischen Stress hervorgerufenen, lokalen Ausschüttung von Wachstums- und Vaskularisierungsfaktoren beruhen, wobei der genaue Wirkmechanismus weiterhin unbekannt ist. Die hier behandelte, prospektiv randomizierte, placebokontrollierte einfach verblindete Studie unter der Leitung von Mazhar Ortac, untersuchte die Effekte der ESWT in 66 Patienten mit einer vaskulär bedingten ED. das Team aus der medizinischen Fakultät an der Istambuler Universität in Istambul, Türkei, definierten die Einschlusskriterien wie folgt: Alter 18-75 Jahre, milde ED (IIEF-EF score 17-25), pathologische Penis Dopplersonographie. Aus der Studie ausgeschlossen wurden Patienten mit einem schlecht eingestellten Diabetes (HbA1c > 9%), Testosterondefizit (<3 ng/dl), Therapie mit PDE-5 Inhibitoren oder anderen erektionsfördernden Medikamenten, Testosteron, Antihypertensiva, Diuretika, Antidepressiva, Sedativa, Neuroleptika, Hypnotika, Antiepileptika, Corticosteroiden und Vitamin K Antagonisten während der wash-out Phase, welche 4 Wochen vor erster Therapiesitzung begann. Zudem generell Patienten mit vaskulären, kardialen, neurologischen sowie onkologischen Nebenerkrankungen und Status nach Eingriffen im kleinen Becken. Die eingeschlossenen Patienten wurden 2:1 (ESWT : Placebo) randomisiert, nach wash-out Phase erfolgte einer vierwöchige Therapiephase, welche aus einer Sitzung pro Woche bestand. Verwendet wurde ein DUOLITH SD1 Generator mit einem Handstück von Storz. Insgesamt wurden pro Sitzung 3000 Schläge verteilt über 10 Positionen am Penisschaft appliziert. Die Energiedichte betrug 0.20 mJ/mm^2, die Frequenz 5 Hz. In der Sham Gruppe wurde das Handstück mit einem schockwellenabsorbierenden Material ausgestattet. Als primärer Endpunkt fungierte die Veränderung des IIEF. Während es zwischen den beiden Gruppe zu Beginn der Studie noch keinen statistisch signifikanten Unterschiede gab, zeigte sich nach Therapie und nach drei Monaten ein signifikanter Unterschied im IIEF-EF Score, zugunsten der ESWT Gruppe (23.10 vs. 20.95, p=0.003). Die Effekte hielten auch sechs Monate nach Therapie weiter an (22.67 vs. 19.82). Eine Verbesserung im IIEF-EF Score konnte indess bei 74% der Patienten der ESWT-Gruppe und in 36% der Sham Gruppe festgestellt werden. Ferner berichtet das Forscherteam in der März-Ausgabe des Fachmagazins ANDROLOGY, dass die Interventionsgruppe über eine deutlich höhere Penetrationsfähigkeit berichtete (definiert als erfolgreiche Penetration in 50% der Versuche) (31.82% vs. 0%, =0.001). (fa/um)
Autore: Mazhar Ortac 1 , Abdulkadir Özmez 1 , Nusret Can Cilesiz 1 , Erhan Demirelli 1 , Ateş Kadıoğlu 1, Korrespondenz: 1 Urology Department, Faculty of Medicine, Istanbul University, Istanbul, Turkey., Studie: The Impact of Extracorporeal Shock Wave Therapy (ESWT) for the Treatment of Young Patients with Vasculogenic Mild-Erectile Dysfunction (ED): A Prospective Randomized Single-Blind, Sham Controlled Study, Quelle: Andrology. 2021 Mar 29.doi: 10.1111/andr.13007. Online ahead of print., Web: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/andr.13007
Kommentar
Die Resultate der hier präsentierten Studie stehen im Einklang mit früher publizierten Arbeiten und stärken die Evidenz für die Wirksamkeit einer ESWT im entsprechenden Patientenkollektiv weiter. Durch die relativ eng gefassten Ein- und insbesondere Ausschlusskriterien ist allerdings eine Generalisierbarkeit auf ein breites Patientenkollektiv nicht möglich. Ob die ESWT die gleichen Effekte in einem Patientenkollektiv mit Nebenerkrankungen und unter pharmakologischer Behandlung derselbigen erzielen würde bleibt unklar. (fa)
Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital