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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Intravesikale Nadofaragene-Firadenovec-Gentherapie bei BCG-unempfindlichem, nicht-muskelinvasivem Blasenkrebs

 

BLADDER CANCER Rochester – BCG stellt zurzeit die effektivste intravesikale Therapie für Patienten mit einem high-grade nicht muskelinvasivem Urothelkarzinom der Harnblase (NMIBC) dar. Initial stellt sich in ca. 80% der behandelten Patienten eine vollständige Response ein, allerdings erleiden über die Hälfte der Patienten ein Rezidiv oder ein Progress innerhalb des ersten Jahres und viele entwickeln schlussendlich ein BCG refraktäres Krankheitsstadium. In den USA stehen in dem Fall dass eine Zystektomei nicht gewünscht ist oder nicht durchgeführt werden kann Valrubicin und Pembrolizumab als medikamentöse Therapieformen zur Verfügung. Die klinische Wirksamkeit von intravesikalem rekobinantem Interferon Alfa-2b Protein ist bekannt, zudem wird es gut toleriert. Allerdings sind die Effekte nicht langanhaltend, möglicherweise durch die kurze Verweildauer von 1-2h in der Blase. Durch die vektorbasierte Nadofaragene firadenovec Gentherapie wird eine Kopie eines menschlichen interferon alfa-2b Genes ins Urothel eingebracht und führt so zu einer lokal gesteigerten Produktion von Interferon alfa-2b. Die Autoren um Stephen A Boorjian aus Rochester und zahlreichen anderen US-Amerikanischen Städten, präsentieren in dieser Studie die vorliegenden Resultate ,Phase III Multicenter (33 Center), single-arm, open-label Studie. Rekrutiert wurden Patienten mit BCG-unresponsive high-risk NMIBC und einem ECOG Status von zwei oder weniger. Ausgeschlossen wurden Patienten mit Tumoren des oberen Harntraktes, Carcinoma in situ in der prostatischen Harnröhre, lymphovaskulare Invasion, mikropapilläre Histologie oder Hydronephrose. Als weitere Voraussetzung mussten zum Beginnzeitpunkt der Studie alle sichtbaren Tumorläsionen reseziert sein, bei Vorliegen eines T1 Tumores musste die TUR in den letzten 14-60 Tagen durchgeführt worden sein. Die Patienten erhielten eine einmalige Installation von 75ml nadofaragene firadenovec während einer Stunde, zur Besseren Verteilung in der Harnblase wurden die Patienten gebeten die Körperposition währen der Instillation zu verändern. Zur Identifikation eines Rezidives wurden im Anschluss 3-monatlich Zystoskopie, Zytologie und falls nötig eine Biopsie durchgeführt. In Abwesenheit eines Rezidives erfolgt die erneute Instillation alle drei Monate. 12 Monate nach erster Instillation wurden alle in der Studie verbleibenden Patienten einer Biopsie der Blase zugeführt, biopsiert wurden Dome, Trigonum, Seitenwände und Rückwand. Als primärer Endpunkt fungierte eine komplettes Ansprechen des CIS 12 Monate nach erster Instillation. Insgesamt wurden 151 Patienten in die Studie eingeschlossen, 55 der 103 Patienten mit einem CIS zeigten nach drei Monaten eine komplette Response, in 25 Patienten zeigte sich eine anhaltende Rezidivfreiheit nach 12 Monaten. In der high-grade Ta bzw. In derT1 Kohorte zeigte sich eine Rezidivfreiheit nach 12 Monaten bei 21 von 48 Patienten (43.8%). „Die häufigste berichtete Nebenwirkung betraf Urgency, behandlungsassoziierte Tode waren keine zu berichten“, so das Team in der Januar-Ausgabe des Fachjournals THE LANCET ONCOLOGY. Weiterhin stellen die Autoren fest, dass Intravesikales nadofaragene firadenovec eine zusätzliche Therapieoptionen mit akzeptablem Sicherheitsprofil und vielversprechendem Outcome bietet und somit eine mögliche Alternative zur Chemotherapie und anderen systemischen Therapieoptionen. (fa/um)

Autoren: Stephen A Boorjian 1 , Mehrdad Alemozaffar 2 , Badrinath R Konety 3 , Neal D Shore 4 , Leonard G Gomella 5 , Ashish M Kamat 6 , Trinity J Bivalacqua 7 , Jeffrey S Montgomery 8 , Seth P Lerner 9 , Joseph E Busby 10 , Michael Poch 11 , Paul L Crispen 12 , Gary D Steinberg 3 , Anne Schuckman 14 , Tracy M Downs 5 , Robert S Svatek 16 , Joseph Mashni Jr 17 , Brian R Lane 18 , Thomas J Guzzo 19 , Gennady Bratslavsky 20 , Lawrence I Karsh 21 , Michael E Woods 22 , Gordon Brown 23 , Daniel Canter 24 , Adam Luchey 25 , Yair Lotan 26 , Tracey Krupski 27 , Brant A Inman 28 , Michael B Williams 29 , Michael S Cookson 30 , Kirk A Keegan 31 , Gerald L Andriole Jr 32 , Alexander I Sankin 33 , Alan Boyd 34 , Michael A O’Donnell 35 , David Sawutz 36 , Richard Philipson 37 , Ruth Coll 37 , Vikram M Narayan 6 , F Peter Treasure 38 , Seppo Yla-Herttuala 39 , Nigel R Parker 39 , Colin P N Dinney 40, Korrespondenz: 1 Department of Urology, Mayo Clinic, Rochester, MN, USA., Studie: Intravesical nadofaragene firadenovec gene therapy for BCG-unresponsive non-muscle-invasive bladder cancer: a single-arm, open-label, repeat-dose clinical trial, Quelle: Lancet Oncol. 2021 Jan;22(1):107-117.doi: 10.1016/S1470-2045(20)30540-4., Web: https://www.thelancet.com/journals/lanonc/article/PIIS1470-2045(20)30540-4/fulltext

Kommentar

Diese sehr interessante Arbeit erschien im Lancet Oncology und eröffnet möglicherweise ein neues Gebiet der Gentherapie in der Urologie. Die Resultate erscheinen vielversprechend, mögliche Langzeitnebenwirkungen durch die vektorgesteuerte Gentherapie, insofern im entsprechenden Patientenkollektiv relevant, bleiben abzuwarten, ebenfalls die Entwicklung der Rezidivfreiheit. (fa)

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital