Review: Aktuelle Forschung zur Rolle von VEGFR1 bei retinalen und choroidalen Gefäßerkrankungen
Review: Aktuelle Forschung zur Rolle von VEGFR1 bei retinalen und choroidalen Gefäßerkrankungen
MEDICAL RETINA Nagoya – Fünf Liganden des vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor-Rezeptors (VEGFR) (VEGF-A, -B, -C, -D und Plazenta-Wachstumsfaktor [PlGF]) bilden die VEGF-Familie. VEGF-A bindet die VEGF-Rezeptoren 1 und 2 (VEGFR1/2), während VEGF-B und PlGF nur VEGFR1 binden. Wenngleich viel Forschung zu VEGFR2 durchgeführt wurde, um seine Schlüsselrolle bei Netzhauterkrankungen aufzuklären, haben jüngste Arbeiten die Bedeutung und Beteiligung von VEGFR1 und seiner Ligandenfamilie an der Angiogenese, der vaskulären Permeabilität und mikroinflammatorischen Kaskaden innerhalb der Netzhaut gezeigt. Das vorliegende Review von Akiyoshi Uemura aus dem Department of Retinal Vascular Biology an der Nagoya City University Graduate School of Medical Sciences in Nagoya, Japan, und einem internationalen Autorenteam aus dem Vereinigten Königreich, den Vereinigten Staaten, Italien, Deutschland, Frankreich und der Schweiz befasst sich mit den Zusammenhängen und der Rolle von VEGFR1 bei retinalen und choroidalen Gefäßerkrankungen und bietet aktuelle Informationen zu präklinischen Studien und dem klinischen Kontext, aus denen sich neue Hinweise auf einen potenziell größeren Beitrag von VEGFR1 zu diesen Mechanismen ergeben, als bisher bekannt war. Die Expression von VEGFR1 hängt von der Mikroumgebung ab, wird unter hypoxischen und entzündlichen Bedingungen unterschiedlich reguliert und wurde in retinalen und choroidalen Endothelzellen, Perizyten, retinalen und choroidalen mononukleären Phagozyten (einschließlich Mikroglia), Müller-Zellen, Photorezeptorzellen und im Pigmentepithel der Netzhaut nachgewiesen. Während die VEGF-A-Köderfunktion von VEGFR1 gut bekannt ist, sind die Konsequenzen seiner direkten Signalisierung weniger klar. Die VEGFR1-Aktivierung kann die vaskuläre Permeabilität beeinflussen und die Produktion von proinflammatorischen und proangiogenen Mediatoren durch Makrophagen und Mikroglia induzieren. Die Fähigkeit der VEGFR1-Liganden (VEGF-A, PlGF und VEGF-B), miteinander um die Rezeptorbindung zu konkurrieren und zu heterodimerisieren, erschwert jedoch das Verständnis des relativen Beitrags der alleinigen VEGFR1-Signalgebung bei pathologischen Prozessen, die bei der diabetischen Retinopathie, Verschlüssen von Netzhautgefäßen, Frühgeborenenretinopathie und altersbedingter Makuladegeneration beobachtet werden. Die Autoren weisen in der elektronischen Vorabpublikation im Februar 2021 beim Fachjournal PROGRESS IN RETINAL AND EYE RESEARCH darauf hin, dass Anti-VEGF-Medikamente die Klinik bei diesen Pathologien eindeutig gewandelt haben, ihr Einfluss auf die Modulation der VEGFR1-Signalgebung sei jedoch immer noch ein chancenreiches Feld für weitere Forschungen. (bs)
Autoren: Uemura A, Fruttiger M, D’Amore PA, De Falco S, Joussen AM, Sennlaub F, Brunck LR, Johnson KT, Lambrou GN, Rittenhouse KD, Langmann T. Korrespondenz: Akiyoshi Uemura, Department of Retinal Vascular Biology, Nagoya City University Graduate School of Medical Sciences, 1 Kawasumi Mizuho-cho, Mizuho-ku, Nagoya, 467-8601, Japan. E-Mail: uemura@med.nagoya-cu.ac.jp Studie: VEGFR1 signaling in retinal angiogenesis and microinflammation. Quelle: Prog Retin Eye Res. 2021 Feb 25:100954. doi: 10.1016/j.preteyeres.2021.100954. Epub ahead of print. PMID: 33640465. Web: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S135094622100015X