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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Urogenitale Symptomatik als mögliche Manifestationsform einer SARS-CoV-2-Infektion

LOWER URINARY TRACT München – In diesem im Fachjournal EUROPEAN UROLOGY erschienenen Artikel beschreiben die Kollegen um Jan-Niclas Mumm aus der Klinik und Poliklinik für Urologie am Klinikum der Universität München, Deutschland, den Fall eines Patienten mit urogenitaler Symptomatik als mögliche Manifestationsform einer SARS-CoV-2-Infektion. Die Vorstellung auf der Notfallstation erfolgte mit Fieber, Schüttelfrost, Flankenschmerzen, Drangbeschwerden und Pollakisurie, in Abwesenheit eines Infektnachweises im Urin. Der Nasopharyngealabstrich erwies sich positiv für SARS-CoV-2. Retro- und prospektiv analysierten die Kollegen die Symptome von insgesamt 57 an COVID-19 erkrankten (PCR positiv und bildmorphologisches Korrelat) und hospitalisierten Patienten (Zeitraum 16. März – 13. April 2020). Von den 57 Patienten berichteten 7 über eine Zunahme der Miktionshäufigkeit (13.7 Miktionen/d bei Eintritt). Ein Harnwegsinfekt, Prostatitis oder akute Nierenschädigung als Ursache der Pollakisurie wurden mittels Urinanalyse, PSA- und Kreatinin-Bestimmung ausgeschlossen. Sonografisch zeigte sich bei allen Patienten eine moderat vergrösserte Prostata (mean 53ml, 35-66). Aufgrund vorliegender Untersuchungsergebnisse diskutieren die Autoren als Ursache der Pollakisurie die SARS-CoV-2 Infektion, wobei unklar ist, ob sekundäre Effekte oder eine direkte Replikation der Viren im Urothel ursächlich sind. Der Nachweis viraler DNA im Urin gelang bei keinem Patienten in dieser Untersuchungsgruppe. Als mögliche Eintrittspforte in das Urothel könnte der ACE2 Rezeptor dienen, wobei dieser gemäss Autoren auf dem Urothel exprimiert wird. Ebenfalls ist ein Eindringen in das Urothel von luminal im Rahmen einer Virämie denkbar.(fa/um)

Autoren: Mumm JN, Osterman A, Ruzicka M, Stihl C, Vilsmaier T, Munker D, Khatamzas E, Giessen-Jung C, Stief C, Staehler M, Rodler S. Korrespondenz: Jan-Niclas Mumm, Klinik für Urologie, Klinikum der Universität München, Marchioninistraße 15, 81377 Munich, Germany. E-Mail: janniclas.mumm@med.uni-muenchen.de Studie: Urinary Frequency as a Possibly Overlooked Symptom in COVID-19 Patients: Does SARS-CoV-2 Cause Viral Cystitis? Quelle: Eur Urol. 2020 Oct;78(4):624-628. doi: 10.1016/j.eururo.2020.05.013. Epub 2020 May 19. PMID: 32475747; PMCID: PMC7236674. Web: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0302283820303535

Kommentar

Wie die Autoren betonen liegt die Wichtigkeit dieser Studie darin, dass eine Pollakisurie zusammen mit Beschwerden einer SARS-CoV2-Infektion als Urosepsis fehlinterpretiert werden kann, insbesondere bei Patienten mit Leukozyturie aufgrund eines einliegenden Fremdkörpers. Die Indikation für eine SARS-CoV2-Diagnostik sollte entsprechend grosszügig gestellt werden. Die zur einer Pollakisurie führenden molekularen Mechanismen einer SARS-CoV2-Infektion bedürfen sicherlich noch weiterer Forschung.(fa)

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital