Welche Komorbiditätsklassifikation identifiziert die Nicht-Blasenkrebs-Mortalität nach radikaler Zystektomie am besten?
BLADDER CANCER Chemnitz – mechentel news – Das Team um Michael Froehner aus dem Department für Urology der Zeisigwaldkliniken Bethanien Chemnitz, in Chemnitz, Deutschland werten retrospektiv die Daten von 1268 konsekutiven Patienten aus, die zwischen 1993 und 2016 an ihrer Institution eine radikale Zystektomie für Urothel- oder undifferenzierten Blasenkrebs durchgeführt haben. Alle Patienten hatten vollständige Daten über sechs Komorbiditätsklassifikationen: die American Society of Anästhesiologists Physical Status Klassifikation (ASA), die New York Heart Association Klassifikation der Herzinsuffizienz (NYHA), die Canadian Cardiovascular Society Klassifikation der Angina Pectoris (CCS), den Charlson Score, den Preoperative Score zur Vorhersage der postoperativen Mortalität (POSPOM) und eine einfache Zählung von 19 Begleiterkrankungen. Ziel der Autoren war es, den besten Komorbiditätsindex zu ermitteln, um die Mortalität innerhalb von 90 Tagen und später als 90 Tagen zu bewerten. Bei einem medianen Follow-up von 5,7 Jahren starben 4,2% der Gesamtbevölkerung innerhalb von 90 Tagen nach der Operation. Das Forscherteam zeigt in seiner Studie, die im Original in der Juli-Ausgabe des Fachmagazins WORLD JOURNAL OF UROLOGY erschienen ist, dass der genaueste Prädiktor für die 90-Tage-Mortalität mit der ASA-Klassifikation des physischen Zustands (Klassen 3-4 versus 1-2, Risikoquotient 7,98, p<0,001) ermittelt wurde. Längerfristig waren jedoch zählbare Krankheiten (Angina pectoris und Erkrankungen, die zum Charlson-Score beitragen) von grösserer Bedeutung. (mm/bg)
Autoren: Froehner M1,2, Koch R3, Heberling U4, Hübler M5, Novotny V4,6, Borkowetz A4, Wirth MP4, Thomas C4., Korrespondenz: 1 Department of Urology, Zeisigwaldkliniken Bethanien Chemnitz, Zeisigwaldstrasse 101, 09130, Chemnitz, Germany. Michael.Froehner@ediacon.de., 2 Department of Urology, University Hospital „Carl Gustav Carus“, Technische Universität Dresden, Fetscherstrasse 74, 01307, Dresden, Germany. Michael.Froehner@ediacon.de., 3 Department of Medical Statistics and Biometry, University Hospital „Carl Gustav Carus“, Technische Universität Dresden, Fetscherstrasse 74, 01307, Dresden, Germany., 4 Department of Urology, University Hospital „Carl Gustav Carus“, Technische Universität Dresden, Fetscherstrasse 74, 01307, Dresden, Germany., 5 Department of Anesthesiology, University Hospital „Carl Gustav Carus“, Technische Universität Dresden, Fetscherstrasse 74, 01307, Dresden, Germany., 6 Department of Urology, Städtisches Klinikum Görlitz, Girbigsdorfer Strasse 1-3, 02828, Görlitz, Germany., Studie: Which comorbidity classification is best suited to identify patients at risk for 90-day and long-term non-bladder cancer mortality after radical cystectomy?, Quelle: World J Urol. 2019 Jul 2. doi: 10.1007/s00345-019-02860-1. [Epub ahead of print]
Kommentar Die radikale Zystektomie ist ein morbides Verfahren, das mit einem hohen Risiko für perioperative Komplikationen und perioperativer Mortalität verbunden ist. Die Komplexität der Operation und die Charakteristika der Patienten sind zwei entscheidende Aspekte, die bei der Auswahl der Kandidaten für die radikale Zystektomie zu berücksichtigen sind, die typischerweise männlich sind (Verhältnis Mann zu Frau ist 4:1), 70 Jahre alt sind und mehrere Komorbiditäten aufweisen und die oft mit einer starken Rauchervorgeschichte verbunden sind. Die Autoren dieses Manuskripts testen alle verfügbaren Komorbiditätsklassifikationen und individualisieren die effektivsten bei der Vorhersage der 90 Tage Mortalität und des Überlebens von mehr als 90 Tagen nach der Operation. Dies stellt sicherlich ein wichtiges Bestreben und eine preiswerte Lösung dar, die jeder Urologe in der Klinik für die Auswahl der OP-Kandidaten problemlos nutzen kann. (mm/bg)
Autor: Dr. med. Dr. rer. nat. Marco Moschini, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital