Nicht alle Patienten mit diabetischem Makulaödem benötigen Aufladephase bei Anti-VEGF-Therapie
MEDICAL RETINA Bern – mechentel news – An der Universitätsaugenklinik des Inselspitals Bern in der Schweiz untersuchten Petra Schwarzer et al. die tatsächlichen klinischen Ergebnisse bei behandlungsnaiven Patienten mit diabetischem Makulaödem (DME), die unter Anwendung eines Treat-and-Extend-Regimes ohne eine feste Aufladephase mit Anti-VEGF-Wirkstoffen (Anti-Vascular Endothelial Growth Factor) behandelt wurden. Zu Studienbeginn und nach einjähriger Therapie wurden die bestkorrigierte Sehschärfe (BCVA) und die zentrale Netzhautdicke (CRT) mittels optischer Kohärenztomographie bestimmt und die Intervalle und die Anzahl der Injektionen ausgewertet. Eine Subgruppenanalyse wurde durchgeführt, um anatomische und funktionelle Ergebnisse zwischen Patienten zu vergleichen, die entweder Ranibizumab oder Aflibercept erhielten. 75 Augen von 61 Patienten erfüllten die Einschlusskriterien und wurden ein Jahr lang nachuntersucht. Die BCVA und CRT-Ausgangswerte betrugen retrospektiv 68,1 ± 13,2 Buchstaben und 424 ± 135 µm. Nach einem Jahr zeigte sich eine signifikante durchschnittliche Zunahme der BCVA von +5,8 ± 7,4 Buchstaben (gepaarter t-Test: p < 0,0001) und eine signifikante Abnahme der durchschnittlichen CRT von -117 ± 134 µ m (gepaarter t-Test: p < 0,0001). Die mittlere Anzahl von Anti-VEGF-Injektionen betrug 10,0 (Bereich 6-12). Das mittlere maximale Intervall zwischen den Injektionen betrug 8,5 Wochen (Bereich 4 bis 14) und die Dauer des mittleren Intervalls 6,0 Wochen (Bereich 4,1 bis 8,9). Die Intervalle bei 96% der Augen konnten nach durchschnittlich 5,3 Injektionen verlängert werden und bei 17% der Patienten konnten die Intervalle verlängert werden, bevor eine formelle Ladedosis von 3 Injektionen erreicht wurde. Die Subgruppenanalyse ergab keine Unterschiede in den Ergebnissen zwischen Patienten, die mit Ranibizumab oder Aflibercept behandelt wurden. Subretinale Flüssigkeit zu Studienbeginn war nach 1 Jahr mit einer besseren BCVA-Zunahme assoziiert (schrittweise Vorwärtsregressionsanalyse, p = 0,003). Die Autoren stellen in der April-Ausgabe 2019 des Fachjournals Ophthalmologica fest, dass die Ergebnisse darauf hindeuten, dass nicht alle Patienten mit DME zu Beginn einer Anti-VEGF-Behandlung eine festgelegte Aufladephase benötigen. Die anatomischen Prädiktoren herauszufinden, die zur Identifizierung dieser Untergruppe von Patienten führen, würde dazu beitragen, die Behandlungsbelastung zu verringern und die klinischen Ergebnisse zu optimieren. (bs)
Autoren: Schwarzer P, Ebneter A, Munk M, Wolf S, Zinkernagel MS. Korrespondenz: Martin Zinkernagel, Department of Ophthalmology, Inselspital, Bern University Hospital, University of Bern, Bern, Switzerland. E-Mail: martin.zinkernagel@insel.ch Studie: One-Year Results of Using a Treat-and-Extend Regimen without a Loading Phase with Anti-VEGF Agents in Patients with Treatment-Naive Diabetic Macular Edema. Quelle: Ophthalmologica. 2019;241(4):220-225. doi: 10.1159/000495623 Web: https://www.karger.com/Article/Abstract/495623