Könnte Aspirin bald als Begleittherapie bei einem Urothelkarzinom der Harnblase eingesetzt werden?
UROTHELIAL CANCER Rohester – mechentel news – Es wird vermutet, dass Aspirin antineoplastische Eigenschaften durch die Inhibition von Entzündungs-Zytokinen besitzt, welches die Zellproliferation, Angiogenese und Apoptose indirekt mitbeeinflusst. Die Forschungsgruppe um Timothy D. Lyon aus dem Department of Urology der Mayo Clinic in Rochester, USA hat untersucht, ob Aspirin einen Einfluss auf das Überleben nach einer radikalen Zystektomie bei muskelinvasivem Urothelkarzinom der Harnblase haben könnte. Hierfür wurden retrospektiv 1061 Patienten beurteilt, die zwischen 2007 und 2016 operiert worden. 43% der Patienten nahmen Aspirin zum Zeitpunkt der Operation ein; dabei wurde nicht stratifiziert aus welchen Gründen es genommen wurde. Die Aspirin-Nutzer waren jedoch signifikant älter und hatten eine höhere Wahrscheinlichkeit, unter eine kardivaskulären Erkrankung oder Diabetes mellitus zu leiden (p < 0,005). Das mediane Followup lag bei 4,2 Jahren (IQR 2,0 – 6,2). In dieser Zeit starben 442 Patienten, davon 331 aufgrund des Urothelkarzinoms. Patienten die täglich Aspirin einnahmen, hatten dabei ein signifikant höheres 5-Jahres Überleben und Overall-Survival im Vergleich zu Patienten ohne Aspirin (68% vs 60%, p=0,02 sowie 59% vs 52%; p=0,03). In multivariablen Analysen zeigte sich in der Studie des Forscherteam, erschienen in der November-Augsgabe 2018 des Fachjournals THE JOURNAL OF UROLOGY, Aspirin als unabhängiger Prädiktor für niedrigere krebsspezifische Mortalität
(HR 0,70, 95% CI 0,53-0,93; p=0,01) und Overall-Mortalität (HR 0,70, 95% CI 0.53-0,93, p=0,02). (cw/um)
Autoren: Lyon TD1, Frank I1, Shah PH1, Tarrell R2, Cheville JC3, Karnes RJ1, Thompson RH1, Tollefson MK1, Boorjian SA4., Korrespondenz:1, Department of Urology, Mayo Clinic, Rochester, Minnesota., 2 Department of Health Sciences Research, Mayo Clinic, Rochester, Minnesota., 3 Department of Laboratory Medicine and Pathology, Mayo Clinic, Rochester, Minnesota., 4 Department of Urology, Mayo Clinic, Rochester, Minnesota. Electronic address: Boorjian.stephen@mayo.edu., Studie: The Association of Aspirin Use with Survival Following Radical Cystectomy., Quelle: J Urol. 2018 Nov;200(5):1014-1021. doi: 10.1016/j.juro.2018.05.119. Epub 2018 May 30., Web: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0022534718432971
Kommentar Trotz der zuletzt eher als negativ bewerteten Wirkungen von Aspirin als Präventivmedikament in einer gesunden Population (N Engl J Med 2018; 379:1509-1518) konnte die Forschungsgruppe um Dr. Lyon in dieser spezifischen Patientengruppe einen positiven Effekt von Aspirin feststellen. Leider wurde dabei nicht verfolgt, ob es Patienten gab, die nach einer Zystektomie mit Aspirin begonnen haben, was ein gewisses Confounding bedeutet. Zudem ist es retrospektiv nicht klar festzustellen ob tatsächlich eine inhärente Aspirinwirkung zu diesem positiven Ergebnis beigetragen hat oder ob Patienten, die täglich Aspirin Einnahmen prinzipiell ein anderes Lifestyle- oder Compliance Verhalten hatten. Somit ist diese Studie wertvoll, um das erste Mal einen Effekt in diese Richtung gezeigt zu haben, jedoch müssten randomisierte Langzeitstudien diese Wirkung bestätigen bis Aspirin gegebenenfalls als Begleittherapie bei einem Urothelkarzinom der Harnblase eingesetzt werden könnte. (cw)
Autor: Dr. med. univ. Christoph Würnschimmel, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital