Die radikale Prostatektomie im Rahmen der multimodalen Therapie hilft Patienten mit klinisch Lymphknoten-positivem Prostatakarzinom
PROSTATE CANCER Mailand – mechentel news – Bei Diagnosestellung wird bei einem erheblichen Teil der Patienten mit Prostatakarzinom klinisch eine Lymphadenopathie festgestellt. Es liegen nur wenige Daten zur optimalen Behandlung dieser Patienten vor. In der Vergangenheit wurden sie als Patienten mit Metastasen eingestuft und mit einer Androgendeprivationstherapie ohne lokale Behandlung behandelt. Neue Untersuchungen weisen darauf hin, dass die externe Strahlentherapie oder die radikale Prostatektomie auch bei dieser Untergruppe von Patienten eine Rolle spielen könnten. Das Team um Giorgio Gandaglia von der Unit of Urology in der Division of Oncology am Urological Research Institute des IRCCS Ospedale San Raffaele in Mailand, Italien, haben 162 Patienten mit einer Lymphadenopathie gefunden, die an drei Überweisungszentren mit einer radikalen Prostatektomie und Lymphknoten-Resektion behandelt wurden. Lymphknotenmetastasen wurden in der konventionellen Bildgebung erkannt. Insgesamt 80 % der Patienten wiesen ausschliesslich im Becken und 20 % im Retroperitoneum Lymphadenopathien auf. Alle Patienten wurden mit einer radikalen Prostatektomie und Lymphknoten-Resektion behandelt. In 78 % der Fälle bestätigten sich histologisch Lymphknotenmetastasen. Bei einer Gruppe mit einem höheren Biopsiegrad und einer höheren präoperativen Lymphknotenlast war das Risiko für ein postoperatives klinisches Rezidiv höher. In diesem Zusammenhang trat bei weniger als 10 % der Patienten mit einem Biopsiegrad der Gruppe 1-3 und 2 oder geringer einer klinischen Lymphadenopathie klinisch ein Rezidiv auf. Andererseits ist es bei 60 % der Patienten mit einem Biopsiegrad der Gruppe 4-5 und einer retroperitonealen Lymphknotenbeteiligung 8 Jahre nach der radikalen Protatektomie zu einem Rezidiv gekommen. Daraus schliessen die Autoren in ihrem Paper, das in der November-Ausgabe 2018 des Fachjournals EUROPEAN UROLOGY erschienen ist, dass die Operation im Rahmen des multimodalen Ansatzes bei Patienten mit Prostatakarzinom, einem Biopsiegrad der Gruppe 1-3 und vergrösserten pelvinen Lymphknoten eine Rolle spielen könnte. (mm/um)
Autoren: Gandaglia G1, Soligo M2, Battaglia A3, Muilwijk T3, Robesti D4, Mazzone E4, Barletta F4, Fossati N4, Moschini M2, Bandini M4, Joniau S3, Karnes RJ2, Montorsi F4, Briganti A4., Korrespondenz: 1 Unit of Urology, Division of Oncology, Urological Research Institute, IRCCS Ospedale San Raffaele, Milan, Italy; Vita-Salute San Raffaele University, Milan, Italy. Electronic address: gandaglia.giorgio@hsr.it., 2 Department of Urology, Mayo Clinic, Rochester, MN, USA., 3 Department of Urology, University Hospitals Leuven, Leuven, Belgium., 4 Unit of Urology, Division of Oncology, Urological Research Institute, IRCCS Ospedale San Raffaele, Milan, Italy; Vita-Salute San Raffaele University, Milan, Italy., Stdie: Which Patients with Clinically Node-positive Prostate Cancer Should Be Considered for Radical Prostatectomy as Part of Multimodal Treatment? The Impact of Nodal Burden on Long-term Outcomes., Quelle: Eur Urol. 2018 Nov 5. pii: S0302-2838(18)30837-6. doi: 10.1016/j.eururo.2018.10.042. [Epub ahead of print], Web: https://www.europeanurology.com/article/S0302-2838(18)30837-6/fulltext
Kommentar Die Untergruppe der Patienten mit klinischen Lymphknotenmetastasen zum Zeitpunkt der Diagnosestellung ist eine sehr interessante Gruppe. In der Vergangenheit wurden diese Patienten als metastasiert und unheilbar eingestuft. Diese und bereits veröffentlichte Daten weisen jedoch darauf hin, dass eine Untergruppe dieser Patienten durch einen multimodalen Ansatz geheilt werden könnte. (mm/um)
Autor: Dr. med. Dr. rer. nat. Marco Moschini, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital