Wirtschaftlichkeit der Magnetresonanztomographie und gezielte Fusionsbiopsie zur Früherkennung von Prostatakrebs
PROSTATE CANCER SCREENING Ann Arbor – mechentel news – Die ultraschallgesteuerte, meist transrektal ausgeführte Prostatastanzbiopsie ist aktuell der laut EAU-Guidelines empfohlene Weg der Diagnosestellung bei Patienten mit hochgradigem Verdacht auf ein Prostatakarzinom. Neuere Studien (insbesondere „PRECISION“) eröffneten jedoch die Diskussion, ob ein primär MRI-basierter Weg die diagnostische Methode der Wahl werden könnte. Die Forschungsgruppe um Dr. Barnett aus dem Department of Industrial and Operations Engineering an der University of Michigan in Ann Arbor, USA. hat in Ihrer Studie weniger die medizinischen als vielmehr die wirtschaftlichen Hintergründe dieser neuen Technologie im Sinne der Kosteneffektivität untersucht. Dabei wurde zur Analyse das statistische „Markov“-Modell verwendet, das die wirtschaftlichen Folgen des Prostatakrebs-Screenings mittels MRI simulierte. Für die Analyse wurden 5 verschiedene Screeningmethoden (verschiedene Kombinationen aus primärer MRI/ primärer Standardbiopsie, vgl. Tabelle 1) untersucht. Als Biopsiemethoden wurden in den verschiedenen Gruppen sowohl MRI-Fusionsbiopsien, aber auch die Standardbiopsie oder kombinierte Verfahren verglichen. Pro Arm wurden 30 000 000 Patienten zwischen 55 und 69 Jahren analysiert. Eine Biopsie, so schliessen die Autoren, würde wirtschaftlich erst Sinn machen, wenn in der primären Screening-MRI ein PIRADS ≥3 detektiert wurde. Mit der Einführung dieses Limits könnte die Anzahl der notwendigen Biopsien generell um 15% gesenkt werden. Es konnte darüberhinaus gezeigt werden, dass im direkten Vergleich bei einem negativen primären MRI eine primäre Biopsie die teurere Option war und zudem zu einem tieferen Wert bei „quality-adjusted life-years“ führte. Die Forscher schliessen in Ihrer Studie, die im Original in der elektronischen Vorabpublikation des Fachjournals BJU INTERNATIONAL im März erschienen ist, dass eine kombinierte MRI-Fusionsbiopsie bereits in Kombination mit einer Standard-Biopsie als Biopsiemethode sowohl aus wirtschaftlicher Sicht und im Sinne der Lebensqualität für die Patienten statistisch signifikant am besten abgeschnitten hatte. (cw/um)
Autoren: Barnett CL1, Davenport MS2, Montgomery JS3, Wei JT3, Montie JE3, Denton BT1,3., Korrespondenz: 1 Department of Industrial and Operations Engineering, University of Michigan, Ann Arbor, MI, USA., 2 Department ofRadiology, University of Michigan, Ann Arbor, MI, USA., 3 Department of Urology, University of Michigan, Ann Arbor, MI, USA., Studie: Cost-effectiveness of magnetic resonance imaging and targeted fusion biopsy for early detection of prostate cancer., Quelle: BJU Int. 2018 Jul;122(1):50-58. doi: 10.1111/bju.14151. Epub 2018 Mar 8., Web: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/bju.14151
Kommentar Diese Studie beleuchtet aus einem wirtschaftlichen Standpunkt die zuletzt zunehmende diagnostische Methode, primär ein MRI der Prostata zur Evaluation der Wahrscheinlichkeit des Vorliegens eines Prostatakarzinoms durchzuführen (PIRADS) und auf eine primäre Biopsie initial zu verzichten. Erst ab einer bestimmten Wahrscheinlichkeit auf das Vorliegen eines Prostatakarzinoms (PIRADS ≥3) sollte laut Autoren eine anschliessende Biopsie nachfolgen (bestenfalls eine Kombination aus MRI-Fusionsbiopsie und einer Standard-Biopsie). Dies würde einerseits die Rate an invasiver Diagnostik minimieren und somit zu einer höheren Lebensqualität für die Patienten führen und dabei das Gesundheitsbudget entlasten. Besonders interessant ist die Tabelle 2, die aus der U.S. amerikanischen Sichtweise die individuelle Kostenaufstellung für die jeweiligen Prozeduren aufzeigt. Rein wirtschaftlich machen diese Überlegungen also Sinn und werden dabei durch die Daten aus dem „PRECISION“ Trial unterstützt, wonach eine primäre MRI-Untersuchung der primären Standard-Biopsie auch als Screening Tool überlegen scheint. Es bleibt mit Spannung zu erwarten, ob diese Studien in die kommenden Guidelines Einzug finden werden. (cw)
Autor: Dr. med. univ. Christoph Würnschimmel, Assistenzarzt Klinik für Urologie, LUKS.