Ausreichende Spülung bei der Anwendung der Lasertechnologie stellt einen wichtigen Sicherheitsfaktor dar
ENDOUROLOGY Ann Arbor – mechentel news – Durch die grossen technischen Fortschritte der Endourologie wird häufig als effektives Mittel zur Steinsanierung im oberen Harntrakt eine Laser-Lithotripsie mittels Holmium Laser vorgenommen. Ebenso steigerte sich die Leistung der Laser und das „Dusting“, also der kontinuierliche Beschuss von Konkrementen um zuletzt nur Sand übrig zu lassen, ist eine legitime und nun häufig genutzte Methode effektiven Steintherapie. Diese Methode birgt jedoch das Risiko, die Umgebungstemperatur durch die freigesetzte Energie zu erhöhen und potenziell kritische Temperaturen zu erreichen, die Gewebsschädigend sein können. Dies hat nun eine in-vivo Studie aus dem Department of Urology, an der University of Michigan in Ann Arbor, USA festgestellt, die bei 4 lebenden Schweinen (30-35 kg) eine retrograde Ureterenoskopie durchführten und dabei eine 242 μm Laserfaser in die Mitte eines Ober- oder Mittelkelches legten. Anschliessend hat das Team um Ali H. Aldoukhi Temperaturfühler mittels offener Chirurgie oder per retrograder Ureterenoskopie in denselben Kelch gelegt. Die Laserfaser wurde mit 0.5J, 80 HZ = 40 W betrieben und für 60 Sekunden aktiviert. Dabei wurde der Kelch mittels Kochsalzlösung gespült, entweder mit hoher Flussrate (40 ml/min), mittlerer Flussrate (15 ml/min) oder ohne jede Spülung. Die Autoren zeigten, dass die höchsten Temperaturen ohne Spülung auftraten und bei 84.4°C lagen. Bei mittlerer Flussrate lag die maximal gemessene Temperatur 63.9°C und bei hoher Flussrate bei 43.6°C. Bezogen auf eine andere Studie von Dewey und Sapareto, konnten in dieser Studie berechnet werden, ab welchem Zeitpunkt mit einem thermischen Schaden des Nierengewebes zu rechnen ist. Die Autoren kalkulierten, dass bei hoher Flussrate der Grenzwert für einen thermischen Schaden nicht erreicht werden würde. In ihrer Studie, die im Original in der August-Ausgabe des Fachjournals JOURNAL OF ENDOUROLOGY veröffentlicht wurde, stellt das Forscherteam jedoch klar, das diese Grenze bei mittlerer Flussrate bereits nach 17.8 Sekunden und ohne Spülung nach 12.7 Sekunden erreicht wird. (cw/um)
Autoren: Aldoukhi AH1, Hall TL2, Ghani KR1, Maxwell AD3, MacConaghy B4, Roberts WW1,2, Korrespondenz: 1 Department of Urology, University of Michigan , Ann Arbor, Michigan., 2 Department of Biomedical Engineering, University of Michigan , Ann Arbor, Michigan., 3 Department of Urology, University of Washington School of Medicine , Seattle, Washington., 4 Applied Physics Laboratory, University of Washington , Seattle, Washington., Studie: Caliceal Fluid Temperature During High-Power Holmium Laser Lithotripsy in an In Vivo Porcine Model., Quelle: J Endourol. 2018 Aug;32(8):724-729. doi: 10.1089/end.2018.0395. Epub 2018 Jul 13., Web: https://www.liebertpub.com/doi/abs/10.1089/end.2018.0395?url_ver=Z39.88-2003&rfr_id=ori:rid:crossref.org&rfr_dat=cr_pub%3dpubmed
Kommentar Vielen Urologen, die die Laservaporisation täglich verwenden, wurde nun ein wichtiger Sicherheitsaspekt vorgeführt, der in dieser Art in vivo noch nicht gezeigt wurde. Diese Studie zeigt die Wichtigkeit einer ausreichenden Spülung bei der Anwendung der Lasertechnologie. Dennoch ist die Studie abgesehen von dem wichtigen Hinweis auf die Risiken des thermischen Schadens in vielerlei Hinsicht zur experimentell um qualitativen Nutzen daraus zu ziehen. Es ist jedoch die erste Studie auf diesem Gebiet und konnte ein solides Fundament und erste Standardisierungen liefern, was hoffen lässt dass die Autoren in Zukunft einen noch grösseren Studienaufbau mit verschiedenen Lasersettings und Positionen der Lasersonde sowie unterschiedlichen Kelchgrössen resp. unterschiedlichen Laseraktivierungszeiten untersuchen wird. Ebenso wäre interessant zu wissen, welche Ergebnisse die Temperaturableitung liefern würde, wenn der Laser tatsächlich zur Vaporisation eines Konkrementes eingesetzt worden wäre. (cw)
Autor: Dr. med. univ. Christoph Würnschimmel, Assistenzarzt Klinik für Urologie, LUKS.