Art der Antibiotika-Prophylaxe bei Prostata-Biopsie je nach Risikoprofil der Patienten
PROSTATE Madison – mechentel news – Obwohl es im Allgemeinen als sicheres Verfahren gilt, können Komplikationen nach einer Prostatabiopsie besorgniserregend sein. Ungefähr 1 bis 6% der Patienten, die eine transrektale Ultraschall-geführte Prostatabiopsie erhalten, leiden an infektiösen Komplikationen wie Fieber, Harnwegsinfektion, akuter Prostatitis und Epididymoorchitis. Bei einigen dieser Patienten kann es auch zu einer lebensbedrohlichen Sepsis kommen. Kimberly A. Maciolek et al. aus der Urologischen Klinik der University of Wisconsin School of Medicine and Public Health in Madison im Bundesstaat Wisconsin, USA, analysierten in dieser Studie die Daten von 637 Patienten, die sich zwischen Juni 2014 und August 2016 einer Prostata-Biopsie unterzogen. Die ersten 334 Patienten wurden alle mit Ciprofloxacin behandelt (2 Dosen, 500 mg, oral 1 Tablette 2 Stunden vor der Biopsie und die zweite Tablette 12 Stunden nach der Biopsie). Die nächsten 303 Patienten wurden gescreent und in zwei Gruppen mit niedrigem und hohem Risiko eingeteilt. Zur Zuordnung in die beiden Gruppen verwendeten die Autoren einen Fragebogen mit vier Fragen: 1. Hat der Patient in den letzten 6 Monaten ein Antibiotikum erhalten? 2. Hat der Patient in den letzten fünf Jahren jemals eine schwere Harnwegsinfektion (definiert als Fieber oder Krankenhausaufenthalt infolge einer Harnwegsinfektion) gehabt? 3. Hatte der Patient in den letzten 6 Monaten bereits eine Prostatabiopsie erhalten? 4. Hat der Patient einen Katheter oder wird intermittierend katheterisiert? War eine dieser Fragen positiv zu beantworten, wurden die Patienten als gefährdet eingestuft. Die Gruppe mit niedrigem Risiko erhielt eine Prophylaxe mit Ciprofloxacin (2 Dosen, 500 mg, oral 1 Tablette 2 Stunden vor der Biopsie und die zweite Tablette 12 Stunden nach der Biopsie), während die Hochrisiko-Gruppe eine Prophylaxe von Ceftriaxon (1 g, intramuskulär) erhielt. Darüber hinaus wurde nach der Einführung dieser Risikogruppen-Klassifizierung auch eine zusätzliche Aufklärung der Patienten über Blutungen und ein Monitoring der Patienten für bis zu einer Stunde nach dem Eingriff durchgeführt. Die Autoren registrierten nach der Einführung ihres Screening-Protokolls eine verringerte Komplikations- und Hospitalisierungsrate innerhalb 30 Tagen nach der Biopsie. Konkret lag die Komplikationsrate bei 15% beziehungsweise 8,9% und die Hospitalisierungsrate bei 3,3% beziehungsweise 1,0% vor und nach Einführung des Protokolls, eine Sepsis trat bei 2 Patienten vor der Einführung gegenüber keinem Patienten nach seiner Einführung auf. Die Autoren halten in der August-Ausgabe 2018 des Fachjournals Urologic Oncology fest, dass diese Vorgehensweise wirksam zu sein scheint, um auch schwere Komplikationen und das Risiko einer erneuten Hospitalisierung zu reduzieren. (mm/bs)
Autoren: Maciolek KA, Best SL, Lopez V, Posielski N, Knoedler M, Bushman WA, Jarrard DF, Downs TM, Abel EJ, Richards KA. Korrespondenz: Kyle A. Richards, Department of Urology, University of Wisconsin School of Medicine and Public Health, Madison, WI, USA. E-Mail: richardsk@urology.wisc.edu Studie: Effectiveness of a transrectal prostate needle biopsy protocol with risk-tailored antimicrobials in a veterans cohort. Quelle: Urol Oncol. 2018 Aug;36(8):363.e13-363.e20. doi: 10.1016/j.urolonc.2018.05.009. Web: https://www.urologiconcology.org/article/S1078-1439(18)30161-3/abstract
Kommentar Den Autoren dieser interessanten Studie ist für die Analyse dieses wichtigen Aspekts bei der Prostatabiopsie Anerkennung auszusprechen. Insbesondere beobachteten sie, dass eine Verringerung von Komplikationen erreicht werden kann, indem präoperativ Patienten mit einem erhöhten Risiko für Infektionen erkannt werden und indem die Patienten über das Risiko von Komplikationen informiert werden. Einschränkungen dieser Studie sind der Tatsache geschuldet, dass amerikanische Patienten analysiert wurden und möglicherweise Unterschiede in der Infektionsrate oder der perioperativen Behandlung von Komplikationen im Vergleich zu Schweizer Patienten bestehen könnten. (mm/bs)
Autor: Dr. med. Dr. rer. nat. Marco Moschini, Assistenzarzt Klinik für Urologie, LUKS.