Aktive Überwachung auch bei Nierenzysten Typ III und IV nach Bosniak sicher und gefahrlos
KIDNEY CANCER Philadelphia – mechentel news – Die steigende Zahl von Patienten mit neu diagnostiziertem Nierenkrebs ist eine direkte Folge der verstärkten Nutzung von Ultraschall und Querschnittsaufnahmen, die es Urologen ermöglichen, Nierenzysten zu entdecken, die bisher nicht diagnostiziert wurden. Die Autoren um Andrew G. McIntosh vom Fox Chase Cancer Center am Temple University Hospital in Philadelphia, PA, USA, stellten in dieser Studie ihre Erfahrungen mit 457 Patienten vor, die in einem einzigen Zentrum gesammelt wurden. Bei allen Patienten wurden im Zeitraum von 2000 bis 2016 Nierenzysten (Bosniak III und IV) diagnostiziert und ohne Behandlung aktiv überwacht. Die Läsionen wurden lokalisiert (cT1-2) und waren frei von Knoten (cN0) oder anderen Standortmetastasen (cM0). Die in die Studie eingeschlossenen Patienten hatten ein Follow-up von mindestens fünf Jahren nach der Diagnose. Nach fünf Jahren kam es bei 42% der Patienten zur verzögerten Intervention. Eine verzögerte chirurgische Intervention stand jedoch nicht im Zusammenhang mit einem schlechteren Gesamtüberleben. Von den 99 Patienten mit aktiver Überwachung ohne verzögerte Intervention, entwickelte nur einer eine Metastase während der Nachsorge. Die Autoren kommen daher in der April-Ausgabe 2018 des Journals European Urology zu dem Schluss, dass für lokalisierte Bosniak III und IV Läsionen eine aktive Überwachung mit oder ohne verzögerter Intervention eine sichere und erfolgreiche Strategie ist. (mm/ut)
Autoren: McIntosh AG, Ristau BT, Ruth K, Jennings R, Ross E, Smaldone MC, Chen DYT, Viterbo R, Greenberg RE, Kutikov A, Uzzo RG. Korrespondenz: Andrew G. McIntosh, Department of Urology, Temple University Hospital, 3401 N. Broad Street, Suite 330C, Philadelphia, PA 19140, USA. E-Mail: agemcintosh@gmail.com. Studie: Active Surveillance for Localized Renal Masses: Tumor Growth, Delayed Intervention Rates, and >5-yr Clinical Outcomes. Quelle: Eur Urol. 2018 Apr 3. pii: S0302-2838(18)30187-8. doi: 10.1016/j.eururo.2018.03.011. [Epub ahead of print] Web: https://www.europeanurology.com/article/S0302-2838(18)30187-8/fulltext
KOMMENTAR
In diesem interessanten Artikel bewerten die Autoren die Machbarkeit einer aktiven Überwachung für Patienten mit lokalisierten Nierenzysten. Die Autoren beobachteten, dass die Mehrheit der Patienten innerhalb von fünf Jahren nach der Diagnose keinen chirurgischen Eingriff benötigte, wobei nur ein einziger Fall mit Metastasen während des Follow-ups auftrat. Darüber hinaus wurden bei Patienten, die während der aktiven Überwachung eine Progression erfahren und mit einem verzögerten chirurgischen Eingriff behandelt wurden, keine Unterschiede in den Überlebensergebnissen berichtet. Diese Ergebnisse deuten auf die Möglichkeit hin, diese Tumorarten mit einem weniger invasiven Ansatz sicher zu behandeln. Mit den anstehenden neuen Daten zur Kernspintomographie könnte es sein, dass sich diese Ergebnisse mit der Nutzung der Kernspintomographie sogar noch verbessern. (mm)
Dr. med. Dr. rer. nat. Marco Moschini, Assistenzarzt Klinik für Urologie, Kantonsspital Luzern