Katarakt-Operation mit sechs Monaten sicherer und effektiver als mit drei Monaten
PEDIATRICS/CATARACT Guangzhou – mechentel news – Der optimale Zeitpunkt des Eingriffs sowie die Wahl der besten Methode bei der kongenitalen Katarakt-Operation sind kontrovers und stellen gegenwärtige Herausforderungen der pädiatrischen Katarakt-Chirurgen in China dar. Das Ziel der von Prof. Weirong Chen und Kollegen des State Key Laboratory of Ophthalmology des Zhongshan Ophthalmic Center der Sun-Yat-sen-Universität in Guangzhou, Guangdong, China, vorgelegten Studie war es daher, Visus-Prognosen und postoperative Beeinträchtigungen der zu unterschiedlichen Zeitpunkten und mittels verschiedener chirurgischer Ansätze durchgeführten pädiatrischen Katarakt-Operation zu vergleichen. Für diese prospektive, randomisierte Kontrollstudie wurden chinesische Patienten im Alter von maximal drei Monaten angeworben, bei denen bilateral diffuse oder totale Katarakt ohne koexistierende okulare, systemische oder neurologische Erkrankungen diagnostiziert wurde. Die Patienten wurden randomisiert sowohl in Bezug auf den Zeitpunkt der Operation (mit drei Monaten oder mit sechs Monaten) als auch bei der Wahl des operativen Verfahrens (Linsenaspiration, Linsenaspiration mit posteriorer continuous curvilinear Capsulorhexis [CCC, Kapsulorhexis] und Linsenaspiration mit posteriorer CCC und anteriorer Vitrektomie) aufgeteilt. Die Langzeitentwicklung des Visus sowie das Vorhandensein eines postoperativen sekundären Glaukoms und schwerer hinterer Kapseltrübung (Nachstar) waren die Endpunkte der Studie. Der Chi-Quadrat-Test, der Exakte Fisher-Test und der Kruskal-Wallis-Test wurden herangezogen, um die Ergebnisse zwischen den Gruppen zu vergleichen. Verallgemeinernde Schätzungsgleichungen (generalized estimating equations, GEE) mit einer Kovarianzmatrix unstrukturierter Korrelationen wurden in das multivariate lineare Regressionsmodell integriert, um die Beziehungen zwischen der Langzeitentwicklung des Visus und dem Auftreten von Komplikationen zu erschliessen. Das Untersuchungsprotokoll wurde vom Prüfungsgremium (Institutional Review Board, IRB) und von der Ethikkommission (Ethics Committee, EK) der Sun-Yat-sen-Universität genehmigt. Das schriftliche Einverständnis lag zumindest von einem Familienmitglied eines jeden teilnehmenden jungen Patienten vor und die Studie wurde gemäss den ethischen Grundsätzen der Deklaration von Helsinki durchgeführt. Die Forscher konnten insgesamt 61 Patienten, darunter 30 Mädchen und 31 Jungen, für diese Studie gewinnen. Vier Kinder wurden von der finalen Analyse ausgenommen, da ihre Eltern die Teilnahme ablehnten. Demnach konnten insgesamt 57 Teilnehmer (114 Augen) mit einem mittleren Nachsorgezeitraum von 48,7 Monaten in die endgültige Auswertung eingeschlossen werden. Die Langzeitentwicklung des Visus war bei jenen Patienten günstiger, die erst im Alter von sechs Monaten anstatt mit drei Monaten operiert wurden (0,81 ± 0,28 versus 0,96 ± 0,30; p = 0,02). Genauso war das Auftreten eines Nachstares in dieser sechs-Monats-Gruppe positiv mit der Langzeitentwicklung des Visus gekoppelt (β = -0,080 ; p = 0,036). Unter der drei-Monats-Gruppe konnte an zwei Augen (2/95; 2 %) die Diagnose eines sekundären Glaukoms bestätigt werden und zusätzliche operative Verfahren waren nötig, um bei diesen Patienten den intraokularen Druck zu mindern. Bei Patienten der sechs-Monats-Gruppe war das Risiko einer schweren hinteren Kapseltrübung beträchtlich höher, wenn ausschliesslich eine Linsenaspiration durchgeführt wurde (Linsenaspiration: 8/15 [53 %]; Linsenaspiration + posteriore CCC: 3/21 [14 %]; Linsenaspiration + posteriore CCC + anteriore Vitrektomie: 3/16 [19 %]; p = 0,03). Laut den Autoren, der im Oktober 2016 im Fachjournal The Lancet veröffentlichten Studie, sei es sicherer und effektiver für chinesische Patienten mit bilateral diffuser kongenitaler Katarakt, erst im Alter von sechs Monaten operiert zu werden. Das Operationsverfahren sollte eine Linsenaspiration mit posteriorer CCC entweder mit oder ohne anteriorer Vitrektomie umfassen. (ut)
Autoren: Chen W, Long E, Chen J, Liu Z, Lin Z, Cao Q, Wu X, Wang Q, Lin D, Li X, Luo L, Qu B, Lin H, Liu Y. Korrespondenz: Prof. Haotian Lin, State Key Laboratory of Ophthalmology, Zhongshan Ophthalmic Center, Sun Yat-sen University, Xian Lie South Road 54#, Guangzhou, Guangdong, 510060, People‘s Republic of China. Electronic address: gddlht@aliyun.com. Studie: Timing and approaches in congenital cataract surgery: a randomised controlled trial. Quelle: Lancet. 2016 Oct; 388 Suppl 1:S52. doi: 10.1016/S0140-6736(16)31979-1. Web: http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(16)31979-1/abstract