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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Metastasen bei Protatakarzinom mit Gleason Score 6 äusserst selten

PROSTATE Chicago – mechentel news – Mehrere institutionelle Studien legen nahe, dass ein Prostatakarzinom (prostate cancer, PCa) mit einem Gleason Score bis einschließlich sechs kein oder nur ein geringes Vermögen für Metastasen aufweist. Die Forscher um Hannah Wenger aus den Abteilungen für Medizin, Urologie und Pathologie der Universität von Chicago in Illinois, USA, führten hierzu eine retrospektive Kohortenstudie durch. Mithilfe der Surveillance, Epidemiology und End Results Datenbank (SEER, 2004 – 2011; n = 19594) sowie der National Cancer Database (NCDB; 2004 – 2013 n = 57540) identifizierten die Wissenschaftler PCa-Patienten mit einem Gleason Score 6, die sich einer radikalen Prostatektomie und Lymphknotendissektion unterzogen hatten. Darüber hinaus wurden Männer mit Gleason Score 6 PCa betrachtet, die an der UCM (University of Chicago Medicine; 2003 – 2014) zusammen mit der radikalen Prostatektomie eine (n = 267) oder keine (n = 770) Lymphknotendissektion erhielten. Bestimmt wurden zeitliche Trends der Lymphknotendissektion sowie die Lymphknotenmetastasen. Mittels multivariater logistischer Regressionen wurden die mit den Lymphknotenmetastasen verbundenen Faktoren analysiert. In der UCM-Kohorte wurden sekundäre Endpunkte herangezogen, wie das biochemische Rezidiv, die metastatischen Erkrankungen auf Nachsorgebildmaterial und das Ansprechen auf die Salvage-Strahlentherapie (salvage radiation therapy, SRT). Die Häufigkeit der Lymphknotendissektion zum Zeitpunkt der radikalen Prostatektomie sank in der SEER- von 60 % auf 37 % und in der NCDB-Recherche von 62 % auf 45 %. Ein positiver Lymphknotenbefund trat bei nur 0,2 % der SEER- und 0,18 % der NCDB-Patienten mit Lymphknotendissektion auf. Erhöhte PSA-Werte, erhöhte klinische Stadien sowie die Zugehörigkeit zur afroamerikanischen Bevölkerung waren in wenigstens einer dieser Datenbankenrecherchen mit dem Auftreten von Metastasen in Lymphknoten assoziiert (p < 0,05). Unter den UCM-Patienten, die sich einer Lymphknotendissektion unterzogen hatten, wurde kein positiver Lymphknotenbefund gestellt, obgleich in drei Fällen (1 %) ein biochemisches Rezidiv auftrat. Diese drei Männer sprachen jedoch sehr gut auf die SRT an, was lokale Rezidive vermuten lässt. Insgesamt kam es bei 21 Patienten (3 %) der UCM-Kohorte ohne Lymphknotendissektion zu einem biochemischen Rezidiv. Alle Patienten erhielten eine SRT und vier dieser Patienten wiesen zum Zeitpunkt der Nachsorgeuntersuchung nach durchschnittlich 65 Monaten (Bereich: 29 – 79 Monate) persistierende PSA-Werte auf; jedoch gab es keine Hinweise auf eine lokale oder metastasierte Erkrankung. Für eine aktuelle pathologische Überprüfung lagen in drei dieser Fälle Gewebeproben vor – alle drei Fälle wurden auf Gleason Score 7 angehoben. Laut der im Januar 2017 im Fachjournal Urologic Oncology veröffentlichten Studie sind Metastasen bei PCa mit einem Gleason Score 6 extrem selten. (ut)

Autoren: Wenger H, Weiner AB, Razmaria A, Paner GP, Eggener SE. Korrespondenz: Scott E. Eggener, Section of Urology, Department of Surgery, University of Chicago Medical Center, 5841 S. Maryland Ave, MC 6038, Chicago, IL 60637. Electronic address: seggener@surgery.bsd.uchicago.edu. Studie: Risk of lymph node metastases in pathological gleason score?6 prostate adenocarcinoma: Analysis of institutional and population-based databases. Quelle: Urol Oncol. 2017 Jan; 35(1):31.e1-31.e6. doi: 10.1016/j.urolonc.2016.08.004. Epub 2016 Sep 28. Web: http://www.urologiconcology.org/article/S1078-1439(16)30212-5/abstract

KOMMENTAR Abermals wird in dieser Studie an 3 Kohorten gezeigt, dass Gleason 6-Prostatakarzinome (wenn überhaupt) ein geringes Metastasierungspotenzial aufweisen. Bereits in den Jahren zuvor wurden ähnliche Arbeiten publiziert, die zeigten, dass es sich i.d.R. um ein Lokalrezidiv handelte, jedoch nicht um „Ableger“, sollte der PSA-Wert postoperativ bei diesen Karzinomen ansteigen (1). Und wenn sich schlussendlich doch Lymphknotenmetastasen entwickelten, zeigte sich praktisch immer ein Upgrade auf 3+4 oder höher nach der neuen ISUP-Klassifikation von 2005 (2). Da auch lichtmikroskopisch typische Zeichen für Tumorzellen fehlen (3), fragte bereits Ballentine Carter 2012: „Gleason score 6 adenocarcinoma: should it be labeled as cancer?“ (4). Das klinische Problem ist stets, dass ein Gleason pattern 4 bioptisch nie richtig ausgeschlossen werden kann. Dennoch sollte diese Arbeit einmal mehr uns etwas Sicherheit im klinischen Umgang mit Gleason 6-Prostatakarzinomen bieten.

1. Donin NM, Laze J, Zhou M, Ren Q, Lepor H. 2013. Gleason 6 prostate tumors diagnosed in the PSA era do not demonstrate the capacity for metastatic spread at the time of radical prostatectomy. Urology 82:148-152. 2. Ross HM, Kryvenko ON, Cowan JE, Simko JP, Wheeler TM, Epstein JI. 2012. Do adenocarcinomas of the prostate with Gleason score (GS) </=6 have the potential to metastasize to lymph nodes? Am J Surg Pathol 36:1346-1352. 3. Ahmed HU, Arya M, Freeman A, Emberton M. 2012. Do low-grade and low-volume prostate cancers bear the hallmarks of malignancy? Lancet Oncol 13:e509-517. 4. Carter HB, Partin AW, Walsh PC, Trock BJ, Veltri RW, Nelson WG, Coffey DS, Singer EA, Epstein JI. 2012. Gleason score 6 adenocarcinoma: should it be labeled as cancer? J Clin Oncol 30:4294-4296.