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Fachverlag und Nachrichtenagentur

TERRAIN-Studie weist auf Vorteil von Enzalutamid gegenüber Bicalutamid beim metastasierenden kastrationsresistenten Prostatakarzinom hin

PROSTATA Myrtle Beach – mechentel news – Enzalutamid ist ein oraler Androgenrezeptorblocker, für den in zwei placebokontrollierten Phase-3-Studien nachgewiesen wurde, dass er das Überleben verlängert. Enzalutamid ist für Patienten mit metastasierendem kastrationsresistenten Prostatakarzinom bereits zugelassen (nämlich vor und nach Chemotherapie, entsprechend der PREVAIL -und der AFFIRM-Studie). Ziel der von Neal D. Shore aus dem Carolina Urologic Research Center in Myrtle Beach im Bundesstaat South Carolina, USA, und mehreren anderen internationalen Autoren veröffentlichten TERRAIN-Studie untersucht den Vergleich der Wirksamkeit und Sicherheit von Enzalutamid und Bicalutamid bei Patienten mit metastasierendem kastrationsresistenten Prostatakrebs. Diese Studie ist eine doppeltblinde, randomisierte Phase-2-Studie, in die asymptomatische Männer oder Patienten mit minimaler Symptomatik und Progression des Prostatakarzinoms unter Androgendeprivationstherapie (ADT) in akademischen, regionalen und privaten Einrichtungen der Gesundheitsversorgung in Nordamerika und Europa aufgenommen wurden. Zugelassene Teilnehmer wurden randomisiert (1:1) über ein interaktives Sprachantwortsystem entweder 160 mg/Tag Enzalutamid oder 50 mg/Tag Bicalutamid zugeteilt. Beide Präparate wurden oral zusätzlich zur ADT bis zur Progression der Erkrankung eingenommen. Die Patienten wurden in permutierten Blöcken (mit einer Blocklänge von vier) stratifiziert, je nachdem ob die bilaterale Orchiektomie oder der Beginn der Therapie mit LHRH-Agonist oder -Antagonist vor oder nach der Diagnose der Metastasierung lag sowie je nach Studienort. Die Teilnehmer, Untersucher und die Auswerter der Ergebnisse waren gegenüber der Gruppenzuteilung verblindet. Der primäre Endpunkt war das progressionsfreie Überleben, erhoben bei allen randomisierten Patienten. Angaben zur Sicherheit der Präparate wurden bei allen Patienten erhoben, die mindestens eine Dosis eines der Studienmedikamente erhalten hatten. Der Open-Label-Zeitraum der Studie läuft aktuell noch, wobei Patienten, die am Ende der doppelt-blinden Behandlungsperiode noch unter Therapie stehen, die Fortführung der open-label Enzalutamid-Gabe je nach ihrer eigenen und der Entscheidung des Studienarztes angeboten wird. Diese Studie ist bei ClinicalTrials.gov registriert unter der Nummer NCT01288911. Zwischen dem 22. März 2011 und dem 11. Juli 2013 wurden 375 Patienten randomisiert entweder Enzalutamid (n = 184) oder Bicalutamid (n = 191) zugeteilt. 126 (68 %) beziehungsweise 168 (88 %) der Patienten beendeten die Behandlung vor dem Studienende, vor allem aufgrund einer Progression der Erkrankung. Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 20,0 Monate (Interquartilsabstand [IQR] 15,0 – 25,6) in der Enzalutamid-Gruppe und 16,7 Monate (10,2 – 21,9) in der Bicalutamid-Gruppe. Patienten in der Enzalutamid-Gruppe zeigten ein signifikant verbessertes mittleres progressionsfreies Überleben (15,7 Monate [95 % Konfidenzintervall 11,5 – 19,4]) im Vergleich zu Patienten in der Bicalutamid-Gruppe (5,8 Monate [4,8 – 8,1]; Hazard Ratio 0,44 [95 % KI 0,34 – 0,57]; p < 0,0001). Von den häufigsten unerwünschten Ereignissen waren diejenigen, welche häufiger unter Enzalutamid als unter Bicalutamid auftraten, Fatigue (51 [28 %] von 183 Patienten in der Enzalutamid-Gruppe gegenüber 38 [20 %] in der Bicalutamid-Gruppe, Rückenschmerzen (35 [19 %] gegenüber 34 [18 %]) und Hitzewallungen (27 [15 %] gegenüber 21 [11 %]); diejenigen, welche unter Bicalutamid häufiger auftraten waren Übelkeit (26 [14 %] gegenüber 33 [17 %]), Obstipation (23 [13%] gegenüber 25 [13 %]) und Gelenkschmerzen (18 [10 %] gegenüber 30 [16 % ]). Die häufigsten Grad 3 oder schweren unerwünschten Ereignisse in der Enzalutamid- beziehungsweise Bicalutamid-Gruppe waren Hypertonie (13 [7 %] gegenüber 8 [4 %]), Hydronephrose (3 [2 %] gegenüber 7 [4 %]), Rückenschmerzen (5 [3 %] gegenüber 3 [2 %]), pathologische Fraktur (5 [3 %] gegenüber 2 [1 %]), Dyspnoe (4 [2 %] gegenüber 1 [1 %]), Knochenschmerzen (4 [2 %] gegenüber 2 [1 %]), Myokardinfarkt (5 [3 %] gegenüber keinem) und Anämie (4 [2 %] gegenüber keiner]). Schwere unerwünschte Ereignisse wurden von 57 (31 %) der 183 Patienten und von 44 (23 %) der 189 Patienten in der Enzalutamid- bzw. der Bicalutamid-Gruppe berichtet. Bei einem der neun Todesfälle in der Enzalutamid-Gruppe wurde angenommen, dass er möglicherweise im Zusammenhang mit der Therapie (aufgrund eines SIRS) eingetreten war gegenüber keinem solchen Verdacht bei den drei Todesfällen in der Bicalutamid-Gruppe. Die Autoren kommen in der Februar-Ausgabe 2016 des Lancet Oncology zu dem Ergebnis, dass die Daten aus der TERRAIN-Studie bei Patienten mit asymptomatischem oder leicht symptomatischem metastasierenden kastrationsresistenten Prostatakarzinom eher die Anwendung von Enzalutamid als von Bicalutamid stützen. (bs)
Autoren: Shore ND, Chowdhury S, Villers A, Klotz L, Siemens DR, Phung D, van Os S, Hasabou N, Wang F8, Bhattacharya S, Heidenreich A. Korrespondenz: Dr Neal Shore, Carolina Urologic Research Center, Myrtle Beach, SC 29572, USA. E-Mail: nshore@gsuro.com. Studie: Efficacy and safety of enzalutamide versus bicalutamide for patients with metastatic prostate cancer (TERRAIN): a randomised, double-blind, phase 2 study. Quelle: Lancet Oncol. 2016 Feb;17(2):153-63. doi: 10.1016/S1470-2045(15)00518-5. Web: http://www.thelancet.com/journals/lanonc/article/PIIS1470-2045(15)00518-5/abstract

Kommentar:
Die beiden Studien PREVAIL (1) und COU-AA-302 (2) haben gezeigt, dass Enzalutamid und Abiraterone auch schon vor der Chemotherapie im Vergleich zu Placebo einen Überlebensvorteil beim metastasierten kastrations-resistenten Prostatakarzinom bieten. Mit der TERRAIN-Studie gibt es nun einen direkten Vergleich zwischen den Präparaten Enzalutamid versus Bicalutamid (letzteres in einer Dosierung von 50mg). Und mit dem STRIVE-Trial (3) deutet sich an, dass auch ohne Nachweis von Metastasen Enzalutamid anstelle Bicalutamid von Vorteil sein könnte. Eine ganze andere Frage ist selbstredend jene der entstehenden Kosten: Aktuell kostet 1 Monat Therapie (Enzalutamid oder Abiraterone) gemäss Kompendium rund 4000 CHF pro Patient.

(1) Beer TM, Armstrong AJ, Rathkopf DE, Loriot Y, Sternberg CN, Higano CS, Iversen P, Bhattacharya S, Carles J, Chowdhury S, Davis ID, de Bono JS, Evans CP, Fizazi K, Joshua AM, Kim CS, Kimura G, Mainwaring P, Mansbach H, Miller K, Noonberg SB, Perabo F, Phung D, Saad F, Scher HI, Taplin ME, Venner PM, Tombal B, Investigators P. 2014. Enzalutamide in metastatic prostate cancer before chemotherapy. N Engl J Med 371:424-433.
(2)Ryan CJ, Smith MR, de Bono JS, Molina A, Logothetis CJ, de Souza P, Fizazi K, Mainwaring P, Piulats JM, Ng S, Carles J, Mulders PF, Basch E, Small EJ, Saad F, Schrijvers D, Van Poppel H, Mukherjee SD, Suttmann H, Gerritsen WR, Flaig TW, George DJ, Yu EY, Efstathiou E, Pantuck A, Winquist E, Higano CS, Taplin ME, Park Y, Kheoh T, Griffin T, Scher HI, Rathkopf DE, Investigators C-A-. 2013. Abiraterone in metastatic prostate cancer without previous chemotherapy. N Engl J Med 368:138-148.
(3)Penson DF, Armstrong AJ, Concepcion R, Agarwal N, Olsson C, Karsh L, Dunshee C, Wang F, Wu K, Krivoshik A, Phung D, Higano CS. 2016. Enzalutamide Versus Bicalutamide in Castration-Resistant Prostate Cancer: The STRIVE Trial. J Clin Oncol 34:2098-2106.