Subjektive Outcomes anhand von Patientenbefragungen unterscheiden sich je nach Therapieform beim lokalisierten Prostatakarzinom
PROSTATA Bristol – mechentel news – Verschiedene Behandlungsmethoden des klinisch lokalisierten Prostatakarzinoms vergleichende, auf Patientenbefragungen beruhende, aussagekräftige Daten zu subjektiven Zielvariablen fehlen bislang. Das Autorenteam aus dem Vereinigten Königreich um Jenny L. Donovan von der School of Social and Community Medicine der Unversity of Bristol untersuchten die Auswirkungen von aktiver Überwachung, radikaler Prostatektomie und radikaler Strahlentherapie mit Hormontherapie hinsichtlich der Lebensqualität. Dazu verglichen sie die durch die Patienten berichteten Ergebnisse von 1643 Teilnehmern der „Prostate Testing for Cancer and Treatment“ (ProtecT) Studie 6 und 12 Monate nach der Randomisation sowie anschliessend weiterhin jährlich. Die Patienten füllten validierte Fragebögen zur Miktions-, Darm- und sexuellen Funktion sowie zu speziellen Auswirkungen auf die Lebensqualität, Angst und Depression und zur generellen Gesundheit aus. Die krebsbezogene Lebensqualität wurde nach 5 Jahren bestimmt. Die vollständigen 6-Jahres-Daten wurden nach dem Intention-to-treat-Prinzip ausgewertet. Der Anteil vollständig ausgefüllter Fragebögen während des Follow-up lag für die meisten Parameter höher als 85 %. Von den drei Therapiemethoden hatte die Prostatektomie den grössten negativen Effekt auf die sexuelle Funktion und die Harnkontinenz und obwohl eine gewisse Besserung eintrat, blieben diese Ergebnisse in der Prostatektomiegruppe während der gesamten Studie schlechter als in den anderen Gruppen. Der negative Effekt der Strahlentherapie auf die sexuelle Funktion war nach 6 Monaten am stärksten, aber die sexuelle Funktion erholte sich anschliessend in gewissem Masse und blieb dann stabil; die Strahlentherapie hatte wenig Einfluss auf die Harnkontinenz. In der Gruppe unter aktiver Überwachung sank die Sexual- und Miktionsfunktion allmählich ab. Die Darmfunktion war im Vergleich zu den anderen Gruppen am schlechtesten in der Strahlentherapie-Gruppe nach 6 Monaten, erholte sich anschliessend jedoch etwas mit Ausnahme der ansteigenden Frequenz blutiger Stuhlgänge; die Darmfunktion veränderte sich in den anderen Gruppen nicht. Die Ergebnisse hinsichtlich Harnverhalt und Nykturie waren nach 6 Monaten in der Bestrahlungsgruppe schlechter, erholten sich aber in der Mehrzahl und waren nach 12 Monaten vergleichbar denen in den anderen Gruppen. Die Auswirkungen auf die Lebensqualität spiegelten die berichteten funktionellen Veränderungen wider. Es fanden sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich der Parameter für Angst, Depression sowie allgemeiner oder krebsbezogener Lebensqualität. Die Autoren fassen in der Oktober-Ausgabe 2016 des New England Journal of Medicine zusammen: In dieser Analyse der durch Patienten berichteten subjektiven Ergebnisse nach Therapie eines lokalisierten Prostatakarzinoms unterschieden sich die Muster aus Schweregrad, Erholung und Abnahme der Miktions-, Darm- und sexuellen Funktion sowie der entsprechenden Lebensqualität zwischen den drei Therapiegruppen. (bs)
Autoren: Donovan JL, Hamdy FC, Lane JA, Mason M, Metcalfe C, Walsh E, Blazeby JM, Peters TJ, Holding P, Bonnington S, Lennon T, Bradshaw L, Cooper D, Herbert P, Howson J, Jones A, Lyons N, Salter E, Thompson P, Tidball S, Blaikie J, Gray C, Bollina P, Catto J, Doble A, Doherty A, Gillatt D, Kockelbergh R, Kynaston H, Paul A, Powell P, Prescott S, Rosario DJ, Rowe E, Davis M, Turner EL, Martin RM, Neal DE; ProtecT Study Group. Korrespondenz: Dr. Donovan, School of Social and Community Medicine, University of Bristol, Canynge Hall, 39 Whatley Rd., Bristol BS8 2PS, United Kingdom. E-Mail: jenny.donovan@bristol.ac.uk. Studie: Patient-Reported Outcomes after Monitoring, Surgery, or Radiotherapy for Prostate Cancer. Quelle: N Engl J Med. 2016 Oct 13;375(15):1425-1437. Web: http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1606221
Kommentar:
Erneut eine New-England Studie zur Lebensqualität nach Therapie von lokalisierten Prostatakarzinomen (2008 wurde bereits von Sanda et al. eine ähnliche Studie im New England Journal of Medicine publiziert). Leider wurden die meisten Patienten (abermals) offen operiert und nicht robotisch-laparoskopisch. Dies schmälert die Aussagekraft leider enorm, sodass diese Studie chirurgisch-operativ kaum als State-of-the-Art angesehen werden kann.