Ein neuer Assay zur Expression exosomer RNA im Urin ermöglicht Vorhersage zum Malignitätsgrad von Prostatakarzinomen
PROSTATA New York – mechentel news – Überdiagnostik und Übertherapie des indolenten Prostatakarzinoms ist ein ernstes Problem im Gesundheitswesen der meisten entwickelten Länder. Es besteht der bislang unerfüllte klinische Bedarf an einem nichtinvasiven, leicht zu handhabenden diagnostischen Assay zur Beurteilung, ob eine Prostatabiopsie gerechtfertigt ist. Das Autorenteam aus verschiedenen urologischen Zentren in den USA unter Federführung von James McKiernan aus der Urologischen Abteilung der Columbia University in New York untersuchten die Leistungsfähigkeit eines neuartigen Urin-Exosomen-Gen-Expressionstests (ExoDx™ Prostate IntelliScore-Urin-Exosom-Assay). Sie verglichen ihren Test plus Standard-Diagnostik (z.B. Höhe des Prostata-spezifischen-Antigens [PSA], Alter, ethnische Zugehörigkeit und Familienanamnese) mit der Standard-Diagnostik allein zur Unterscheidung zwischen Gleason Score (GS) 7 und GS 6 sowie benigner Erkrankung bei der initialen Biopsie. Zunächst wurde mittels Reverser Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion (PCR) der Urin-Exosomen-Gen-Expressionstest mit den Biopsie-Ergebnissen von 499 Patienten mit PSA-Spiegeln von 2 bis 20 ng/ml verglichen. Der gewonnene Vorhersage-Score wurde sodann an 1064 Patienten aus 22 regionalen und akademischen urologischen Kliniken in der Vereinigten Staaten überprüft. Aufgenommen wurden Männer ohne Prostatakarzinom im Alter von mindestens 50 Jahren, bei denen aufgrund einer verdächtigen rektalen Tastuntersuchung und/oder PSA-Werten (Grenzwerte 2,0 – 20 ng/ml) eine erste oder wiederholte Prostata-Nadelbiopsie geplant war. Ausgewertet wurden die Ergebnisse des Assays anhand der Area under the curve (AUC) der Receiver-Operating-Characteristic-Kurve (ROC) zur Unterscheidung zwischen GS 7 oder höher von GS 6 und gutartiger Erkrankung bei der initialen Biopsie. Bei 255 Männern der Testzielgruppe (mittleres Alter 62 Jahre und mittlerer PSA-Wert 5,0 ng/ml sowie initiale Biopsie) waren der Urin-Exosomen-Gen-Expressionsassay plus Standard-Vorgehen mit einer verbesserten Unterscheidung zwischen GS 7 oder höher und GS 6 und gutartiger Erkrankung verbunden: AUC 0,77 (95 % KI 0,71 – 0,83) gegenüber der AUC bei alleiniger Standard-Diagnostik 0,66 (95 % KI 0,58 – 0,72) (p < 0,001). Die unabhängige Validierung der AUC von Urin-Exosomen-Gen-Expressionsassay plus Standard-Diagnostik von 519 Patienten war mit 0,73 (95 % KI 0,68 – 0,77) der jener der alleinigen Standard-Diagnostik von 0,63 (95 % KI 0,58 – 0,68; p < 0,001) überlegen. Unter Anwendung des vorab definierten Grenzwertes hätten 138 von 519 (27 %) Biopsien vermieden werden können, dabei wären lediglich 5 % der Patienten mit einem vorherrschenden Gleason-Muster 4, einer GS 7 Hochrisiko-Erkrankung nicht erfasst worden. Die Autoren kommen in der Juli-Ausgabe 2016 des JAMA Oncology zu dem Schluss, dass dieser Urin-Exosomen-Gen-Expressionstest ein nichtinvasiver Gen-Expressionsassay für drei Gene im Urin ist, der hochgradig malignen (≥ GS 7) von niedriggradig malignem (GS 6) Krebs und gutartigen Erkrankungen unterscheiden kann. In dieser Studie war der Urin-Exosomen-Gen-Expressionstest bei Männern mit erhöhten PSA-Werten mit einer verbesserten Identifikation von Patienten mit höhergradigem Prostatakarzinom verbunden und hätte die Gesamtzahl an unnötigen Biopsien verringern können. (bs)
Autoren: McKiernan J, Donovan MJ, O’Neill V, Bentink S, Noerholm M, Belzer S, Skog J, Kattan MW, Partin A, Andriole G, Brown G, Wei JT, Thompson IM Jr, Carroll P. Korrespondenz: James McKiernan, Department of Urology, Columbia University, New York, New York, USA. E-Mail: Studie: A Novel Urine Exosome Gene Expression Assay to Predict High-grade Prostate Cancer at Initial Biopsy. Quelle: JAMA Oncol. 2016 Jul 1;2(7):882-9. doi: 10.1001/jamaoncol.2016.0097. Web: http://jamanetwork.com/journals/jamaoncology/article-abstract/2506709