Internationale doppeltblinde Phase-3-Studie zu Adalimumab zeigt Vorteile gegenüber Placebo bei nichtinfektiöser Uveitis
UVEITIS Omaha – mechentel news – Die nichtinfektiöse Uveitis ist durch den chronischen Entzündungsprozess und seine Komplikationen eine potenziell das Sehvermögen bedrohende Augenerkrankung. Wenn die topische Medikation nicht ausreichend ist, um die Entzündung zu beherrschen, ist der Behandlungserfolg durch systemische Nebenwirkungen, die mit längerfristiger Anwendung von Kortikosteroiden und Immunmodulatoren verbunden sind, begrenzt. Quan D. Nguyen aus dem Ocular Imaging Research and Reading Center (OIRRC) in Omaha im Bundesstaat Nebraska, USA und internationale Kollegen aus USA, Kanada, Europa, Israel, Australien und Lateinamerika verglichen Wirksamkeit und Sicherheit von Adalimumab gegenüber Placebo bei Patienten mit inaktiver, nichtinfektiöser Uveitis, die unter systemischer Kortikosteroid-Therapie standen. Die multizentrische, doppeltblinde, randomisierte, placebokontrollierte Phase-3-Studie wurde an 62 Standorten in 21 Ländern durchgeführt. Über ein interaktives sprach- und internetgesteuertes Antwortsystem mit einer Blockgrösse von 4 wurden Patienten (im Alter von ≥ 18 Jahren) mit inaktiver, nichtinfektiöser intermediärer, posteriorer oder Panuveitis, die durch 10 – 35 mg Prednison pro Tag beherrscht wurde, randomisiert (1:1) entweder subkutanem Adalimumab (Aufsättigungsdosis 80 mg, alle 2 Wochen 40 mg) oder Placebo zugeordnet. Ein Ausschleichen der Prednisongabe ab der zweiten Woche war obligatorisch. Die Randomisierung erfolgte stratifiziert je nach immunsuppressiver Therapie zum Ausgangszeitpunkt. Mitarbeiter des Sponsors mit direktem Überblick über die Leitung und die Durchführung der Studie, die Studienärzte und das Studienpersonal sowie die Patienten waren hinsichtlich der Therapiezuordnung verblindet. Der primäre Endpunkt hinsichtlich der Wirksamkeit war die Zeit bis zum Therapieversagen, ein Endpunkt aus multiplen Komponenten, der neue aktive entzündliche chorioretinale oder entzündliche retinale Gefässläsionen, die Zellzahl in der Vorderkammer, den Grad der Glaskörpertrübung und die Sehschärfe umfasste. Die Analyse erfolgte in der Intention-to-Treat-Population. Die Studie ist bei ClinicalTrials.gov unter der Nummer NCT01124838 registriert. Zwischen dem 10. August 2010 und dem 14. Mai 2015 wurden insgesamt 229 Patienten randomisiert entweder Placebo (n = 114) oder Adalimumab (n = 115) zugewiesen; die Intention-to-Treat-Population umfasste 226 Patienten. Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 155 Tage (IQR 77 – 357) in der Placebo-Gruppe und 245 Tage (119 – 564) in der Adalimumab-Gruppe. Zum Therapieversagen kam es bei 61 (55 %) der 111 Patienten in der Placebo-Gruppe im Vergleich zu 45 (39 %) der 115 Patienten in der Adalimumab-Gruppe. Die Zeit bis zum Therapieversagen war in der Adalimumab-Gruppe signifikant besser im Vergleich zur Placebo-Gruppe (Mittelwert nicht schätzbar [> 18 Monate] gegenüber 8,3 Monaten; Hazard Ratio 0,57; 95 % Konfidenzintervall 0,39 – 0,84; p = 0,004). Die 40. Perzentile der Zeit bis zum Therapieversagen lag bei 4,8 Monaten in der Placebo-Gruppe und bei 10,2 Monaten in der Adalimumab-Gruppe. In beiden Gruppen hatten keine Patienten opportunistische Infektionen (mit Ausnahme oraler Candidose und Tuberkulose). Aus der Placebo-Gruppe wurden keine malignen Erkrankungen berichtet, wohingegen in der Adalimumab-Gruppe bei einem Patienten (1 %) ein nicht schwerwiegendes Plattenepithelkarzinom diagnostiziert wurde. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Arthralgie (12 [11 %] Patienten in der Placebo-Gruppe und 27 [23 %] Patienten in der Adalimumab-Gruppe), Nasopharyngitis (16 [17 %] bzw. acht [16 %] Patienten und Kopfschmerz (17 [15 %] Patienten in beiden Gruppen). Die Autoren fassen in der September-Ausgabe 2016 des Lancet zusammen, dass Adalimumab bei Patienten mit inaktiver, nichtinfektiöser, durch systemische Kortikoidtherapie beherrschter intermediärer, posteriorer oder Panuveitis das Risiko eines Wiederaufflammens der Entzündung und eines Verlustes von Sehschärfe unter Kortikosteroidentzug signifikant senkte. Es wurden keine neuen Sicherheitsaspekte gefunden und die Rate unerwünschter Ereignisse war in beiden Gruppen vergleichbar. Diese Ergebnisse weisen für die Autoren darauf hin, dass Adalimumab gut vertragen wird und eine wirksame Behandlungsoption in dieser Patientenpopulation darstellen könnte. Eine open-label Verlängerungsstudie (NCT01148225) läuft derzeit, um für Adalimumab bei Patienten mit nichtinfektiöser Uveitis langfristige Sicherheitsdaten zu erhalten. (bs)
Autoren: Nguyen QD, Merrill PT, Jaffe GJ, Dick AD, Kurup SK, Sheppard J, Schlaen A, Pavesio C, Cimino L, Van Calster J, Camez AA, Kwatra NV, Song AP, Kron M, Tari S, Brézin AP. Korrespondenz: Dr Quan Dong Nguyen, Ocular Imaging Research and Reading Center (OIRRC), Omaha, NE 68198, USA. E-Mail: quan.nguyen@unmc.edu. Studie: Adalimumab for prevention of uveitic flare in patients with inactive non-infectious uveitis controlled by corticosteroids (VISUAL II): a multicentre, double-masked, randomised, placebo-controlled phase 3 trial. Quelle: Lancet. 2016 Sep 17;388(10050):1183-92. doi: 10.1016/S0140-6736(16)31339-3. Web: http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(16)31339-3/abstract. Quelle: Lancet. 2016 Sep 17;388(10050):1183-92. doi: 10.1016/S0140-6736(16)31339-3. Web: http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(16)31339-3/abstract