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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Prospektive, langfristige Studien zur intraarteriellen Chemotherapie des Retinoblastoms notwendig

TUMOR Toronto – mechentel news – Nach Aufkommen der intraarteriellen Chemotherapie zur Behandlung des intraokularen Retinoblastoms wurde sie weltweit schnell von den Zentren angenommen. Yacoub A. Yousef et al. aus dem Department of Ophthalmology and Vision Sciences des Hospital for Sick Children in Toronto im Bundesstaat Ontario, Kanada, führten ein systematisches Review und den Versuch einer Meta-Analyse durch, um die bislang berichteten Ergebnisse der intraarteriellen Chemotherapie zusammenzufassen. Im Januar 2015 wurden umfassende Suchen in Medline, Embase, Cochrane und Web of Science für den Zeitraum von ihrem Beginn bis zum Januar 2015 durchgeführt; eingeschlossen wurden sämtliche englischsprachigen Publikationen, die ein Peer Review durchlaufen hatten und Ergebnisse zur Toxizität oder Effektivität bei mindestens vier Patienten beschrieben. Von insgesamt 208 identifizierten Publikationen erfüllten 28 die Einschlusskriterien. Zwölf Arbeiten mit erkennbar nicht sich wiederholenden Informationen wurden eingeschlossen, die über insgesamt 655 Patienten, 757 Augen und 2350 Katheterisierungen berichteten. Alle waren einarmige Fallserien und 67 % (8 von 12) waren retrospektiv. Insgesamt über alle Studien wurde ein Erhalt des Augapfels in 502 (66 %) aller Augen erreicht. Die am häufigsten genannten toxischen Nebenwirkungen waren chorioretinale Atrophie und Gefäßverschlüsse. Es fanden sich mindestens 13 Berichte von Kindern mit Metastasen. Nach der Veröffentlichung wiesen 7 weitere Kinder Metastasen auf. Die verwendeten vier verschiedenen Klassifikationssysteme erschwerten einen Vergleich des Ausmaßes der Erkrankung zum Ausgangszeitpunkt dar. Visuelle Ergebnisse wurden in den meisten Studien nicht dargestellt. Meta-Analysen waren nicht möglich, da keine Studie eine Vergleichsgruppe aufwies. Die Einschätzung des Bias-Risikos war nicht möglich, da dazu kein validiertes Instrument für einarmige Studien zur Verfügung stand. In der elektronischen Vorabpublikation im März 2016 beim JAMA Ophthalmology fassen die Autoren ihre Bemühungen folgendermaßen zusammen: Die intraarterielle Chemotherapie ist eine vielversprechende neue Therapiemethode mit hohen Raten der Globuserhaltung. Die Studienlage allerdings ist eingeschränkt durch den hohen Anteil an retrospektiven Fallserien, dem Fehlen von Vergleichsgruppen, kurzen durchschnittlichen Nachbeobachtungszeiten, heterogenen Definitionen und Tumorklassifikationen und häufiger doppelter Veröffentlichung. Metastasen wurden beobachtet und Langzeit-Nachbeobachtungen sind notwendig. Bis die Ergebnisse klinischer, prospektiver Studien verfügbar sind, sei es zu empfehlen, intraarterielle Chemotherapie selektiv unter anderen Optionen anzubieten, nach umfassender Diskussion aller möglichen Risiken, Vorteile und Unsicherheiten. (bs)

Autoren: Yousef YA, Soliman SE, Astudillo PP, Durairaj P, Dimaras H, Chan HS, Héon E, Gallie BL, Shaikh F. Korrespondenz: Department of Ophthalmology and Vision Sciences, Hospital for Sick Children, Toronto, Ontario, Canada. Studie: Intra-arterial Chemotherapy for Retinoblastoma: A Systematic Review. Quelle: JAMA Ophthalmol. 2016 Mar 17. doi: 10.1001/jamaophthalmol.2016.0244. [Epub ahead of print] Web: http://archopht.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=2503092.