Mehr Fälle von Retinavenenverschlüssen in der Universitätsaugenklinik München während und kurz nach Fußballweltmeisterschaft 2014
RETINA München – mechentel news – Der Zusammenhang zwischen kardiovaskulären Ereignissen, wie akutem Koronarsyndrom und emotionalen Auslösern, wie Fußball-Weltmeisterschaften ist gut bekannt. Abhängig vom Herkunftsland und dem Design der Studie konnten bisweilen signifikante Unterschiede nachgewiesen werden. Aus ophthalmologischer Sicht besteht bekanntlich eine Beziehung zwischen vorbestehenden kardiovaskulären Erkrankungen und retinaler Angiopathie. Die vorliegende Studie von Felice Lob et al. aus der Augenklinik der Universität München, Deutschland, untersucht, ob die Häufigkeit retinaler Venenverschlüsse (retinal vein occlusion, RVO) an einer deutschen Universitätsaugenklinik während und vier Wochen nach der Fußballweltmeisterschaft 2014 anstieg. Dazu wurden aus den elektronischen Krankenakten von annähernd 290.000 Patienten in der Smart Eye-Datenbank jene mit RVO während und innerhalb von 4 Wochen nach der Fußballweltmeisterschaft 2014 (vom 12. Juni bis zum 13. August 2014) sowie während des gleichen Zeitraums im Jahr 2013 ausgewählt. Demografische Daten, Sehschärfe, Intraokulardruck (IOD) und Laborparameter wurden, wenn verfügbar, ausgewertet und verglichen. Im Jahr 2013 wurden bei 10 männlichen (Durchschnittsalter 68 Jahre) und 8 weiblichen (Durchschnittsalter 62 Jahre) Patienten insgesamt 9 zentrale RVO, 8 Ast-RVO und ein Hemizentralvenenverschluss identifiziert; die Sehschärfe lag zwischen 0,05 und 0,9 (Durchschnitt 0,39) und der IOD bei 12 mmHg bis 25 mmHg (Durchschnitt 16 mmHg). Insgesamt 26 Patienten wurden im Jahr 2014 identifiziert (11 männliche mit einem Durchschnittsalter von 67 Jahren und 15 weibliche mit einem Durchschnittsalter von 76 Jahren), ein Anstieg von 69 % (15 zentrale RVO, 6 Ast-RVO und 5 Hemizentralvenenverschlüsse). Die Sehschärfe wurde mit 0,05 bis 1,0 (Durchschnitt 0,63) und der IOD mit 8 mmHg bis 24 mmHg (durchschnittlich 15 mmHg) bestimmt. Aufgrund der hochgradigen Vergleichbarkeit der Patientenkollektive konnte ein Anstieg der Inzidenz von retinalen Venenverschlüssen während und in den vier Wochen nach der Fußballweltmeisterschaft 2014 im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum nachgewiesen werden, wie die Autoren in der elektronischen Vorabpublikation im Mai 2016 beim Fachjournal Der Ophthalmologe schreiben. Es könne vermutet werden, dass emotionaler Stress durch eine Weltmeisterschaft einen Risikofaktor darstelle. Daten aus anderen Zentren seien auszuwerten, um eine allgemeinere Aussage machen zu können. (bs)
Autoren: Lob F, Kortüm K, Müller M, Märtz J, Leicht S, Prause K, Priglinger S, Kreutzer T. Korrespondenz: Augenklink der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität, Mathildenstr. 8, 80336, München, Deutschland. E-Mail: felice.lob@med.uni-muenchen.de. Studie: Inzidenz von Zentralvenen- und Venenastverschlüssen während der Fußballweltmeisterschaft 2014. Quelle: Ophthalmologe. 2016 May 3. [Epub ahead of print] Web: http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00347-016-0258-0.