Unterschiedliche Vorhersagefaktoren bei Schweizer Patienten für die Intraokulardrucksenkung nach Phakoemulsifikation
GLAUKOM Lausanne – mechentel news – Bekanntermassen senkt die Phakoemulsifikation postoperativ den intraokularen Druck (IOD), wobei das Ausmass der Drucksenkung je nach Glaukomtyp und ethnischer Zugehörigkeit variiert. Die Autoren Cédric Mayer et al. aus dem Jules-Gonin Eye Hospital der Universität von Lausanne untersuchten die Auswirkung von Kataraktoperationen auf den Augeninnendruck in einer kaukasischen Bevölkerungsgruppe der Schweiz und identifizierten prädiktive okulare Faktoren. Insgesamt wurden 234 aufeinanderfolgende Augen von 188 Patienten, bei denen zwischen Januar 2011 und Dezember 2012 eine Phakoemulsifikation durchgeführt worden war, in diese Studie aufgenommen und ihre Daten retrospektiv ausgewertet. Die Ausschlusskriterien umfassten akuten Kammerwinkelverschluss, malignes Glaukom und frühere oder nachfolgende Glaukomoperation. Prä- und postoperative Sehschärfe, intraokularer Druck, Gonioskopiebefunde, Glaukommedikationen und Laserbehandlungen wurden von den teilnahmeberechtigten Augen erhoben. Alle Augen erhielten dieselbe postoperative Behandlung. Mittels multivariater Analyse wurde die Vorhersagekraft des präoperativen IOP, der Weite des iridokornealen Winkels und der Länge der Augenachse hinsichtlich der Senkung des Intraokulardrucks 3, 6 und 12 Monate nach Phakoemulsifikation analysiert. Augen mit engem Kammerwinkel wurden mit Augen mit offenem Winkel verglichen. Insgesamt entsprachen 172 Augen von 121 Patienten (davon 77 männlich) den Einschlusskriterien; das Durchschnittsalter betrug 70,3 Jahre (Standardabweichung (SD) ± 10,7 Jahre). Präoperativ lag der mittlere IOD bei 16 mm Hg (Spannweite 9 – 32 mm Hg), die durchschnittliche Anzahl an Glaukommedikationen betrug 1,2 (SD ± 1,1), die mittlere Sehschärfe lag bei 0,28 LogMAR (Spannweite 0 – 2,3 LogMar). Drei Monate postoperativ war der durchschnittliche IOD auf 14 mm Hg gesunken (p < 0,01) und blieb über 12 Monate statistisch signifikant reduziert; die durchschnittliche Anzahl an Glaukommedikationen war auf 1,0 vermindert und die durchschnittliche Snellen-Sehschärfe war auf 0,8 angestiegen. Multivariate Analysen zeigten, dass der präoperative IOD und die Weite des iridokornealen Winkels (nach 3 Monaten) wichtige Vorhersage-Indikatoren einer IOD-Reduktion waren. Nach 12 Monaten war die Senkung des Augeninnendrucks bei den Gruppen mit weitem beziehungsweise engem Kammerwinkel ähnlich und die gesamte IOD-Senkung war nicht mehr statistisch signifikant. Intraoperative Komplikationen fanden sich nicht. Ihre Ergebnisse fassen die Autoren in ihrer Veröffentlichung in den Klinischen Monatsblättern für Augenheilkunde im April 2015 wie folgt zusammen: Die Senkung des Augeninnendrucks nach Phakoemulsifikation war in der sehr frühen postoperativen Phase am grössten, insbesondere bei Patienten mit engem Kammerwinkel. Nach einem Jahr war die Kammerwinkelweite kein Vorhersageparameter mehr für die Senkung des IOD, der präoperative Augeninnendruck und die Anzahl antiglaukomatöser Medikationen korrelierten jedoch weiterhin mit dem Gesamtausmass der Augeninnendrucksenkung.
Autoren: Mayer C, Bergin C, Passarin O, Sharkawi E. Korrespondenz: Eamon Sharkawi, Department of Ophthalmology, University of Lausanne, Jules-Gonin Eye Hospital, Foundation Asile des Aveugles, Lausanne, Switzerland. E-Mail: eamon.sharkawi@fa2.ch. Studie: Predictive factors for intraocular pressure reduction after phacoemulsification in Swiss patients. Quelle: Klin Monbl Augenheilkd. 2015 Apr;232(4):409-13. doi: 10.1055/s-0035-1545794. Web: https://www.thieme-connect.com/DOI/DOI?10.1055/s-0035-1545794.