Subbasale Nervenveränderungen bei Keratokonus bleiben auch nach CXL-Therapie langfristig bestehen
CORNEA Oslo – mechentel news – Bisher ist nicht bekannt, ob ein neurotrophes Defizit oder eine pathologische Nervenmorphologie nach kornealer Kollagenvernetzung (CXL) zur Behandlung eines Keratokonus längerfristig fortbesteht. Die Pathologie der Nerven könnte sich langfristig auf den kornealen Status der Patienten mit Keratokonus auswirken. Die Autoren Marlen Parissi et al. aus dem Department of Medical Biochemistry des Oslo University Hospital in Norwegen untersuchten, ob eine CXL-Therapie bei Keratokonus innerhalb eines Zeitraums von bis zu 5 Jahren nach der Behandlung zu einer Normalisierung der subbasalen Nervendichte und -architektur führt. Dazu wurde an einem Zentrum der Primärversorgung und in der ophthalmologischen Abteilung einer Universitätsklinik eine Beobachtungsstudie an 19 Patienten mit Frühstadium eines Keratokonus durchgeführt, bei denen eine erste CXL-Therapie indiziert war und die einer longitudinalen Nachbeobachtung über 5 Jahre postoperativ zugeführt wurden (die Untersuchungen wurden zwischen 2009 und 2015 durchgeführt; die Auswertungen erfolgten von Februar bis Mai 2015), zusätzlich wurden 19 altersentsprechende gesunde Freiwillige einbezogen. Die Patienten mit Keratokonus erhielten eine Standard-CXL-Behandlung (deepithelisiert mit UV-A/Riboflavin) mit 30-minütiger UV-A-Exposition bei 3 mW/cm² Bestrahlungsintensität. Zielparameter waren die zentrale korneale subbasale Nervendichte und die subbasale Nervenarchitektur, bestimmt durch konfokale in-vivo Laser-Scanning-Mikroskopie; die Analyse der subbasalen Nerven durch zwei maskierte Auswerter und durch Einsatz eines vollautomatisierten Verfahrens; Weitfeld-Mosaiken der subbasalen Nervenarchitektur durch ein automatisiertes Verfahren und die Bestimmung der Berührungsempfindlichkeit der Augenoberfläche mittels Kontaktästhesiometer. Das durchschnittliche Alter der 19 Patienten mit Keratokonus betrug 27,5 (Standardabweichung 7,1) Jahre (Spannweite 19 – 44 Jahre) und die minimale Hornhautdicke lag bei 428 (36) μm (372 – 497 μm). Verglichen mit dem Mittelwert der subbasalen Nervendichte bei gesunden Kornea von 21,0 (4,2) mm/mm² war der Mittelwert der präoperativen subbasalen Nervendichte in den Hornhäuten von Patienten mit Keratokonus im Stadium 1 oder 2 mit 10,3 (5,6) mm/mm² um 51 % vermindert (mittlere Differenz 10,7 mm/mm² [95% Konfidenzintervall 6,8 bis 14,6 mm/mm²]; p < 0,001). Nach der CXL hielt die Regeneration der Nerven für bis zu 5 Jahren an, die Nervendichte blieb aber im Verhältnis zu gesunden Hornhäuten bis zur letzten Nachuntersuchung vermindert (mittlere Reduktion 8,5 mm/mm² [95% KI 4,7 bis 12,4 mm/mm²], p < 0,001), trotz Wiederherstellung der Berührungsempfindlichkeit auf normale Niveaus innerhalb von 6 Monaten. Präoperativ wurden in den Hornhäuten von Patienten mit Keratokonus im Vergleich zu gesunder Hornhaut häufiger Nervenschleifen, Kreuzungen und grössere Kreuzungswinkel beobachtet. Postoperativ stieg die Häufigkeit von Nervenschleifen, Kreuzungen waren häufiger und Nervenwindungen erhöhten sich. Die Weitfeld-Mosaiken wiesen auf eine anhaltend gestörte Orientierung der regenerierenden subbasalen Nerven 5 Jahre nach der CXL hin. Die Autoren weisen in ihrer Publikation in der Januar-Ausgabe 2016 des JAMA Ophthalmology darauf hin, dass Keratokonus durch ein neurotrophes Defizit und eine veränderte Nervenmorphologie charakterisiert ist, welche die CXL-Therapie, trotz einer positiven biomechanische Wirkung im Stroma, nicht anspricht. Angesichts der weit verbreiteten Anwendung der CXL bei der Behandlung von Patienten mit Keratokonus sollte das Fortschreiten abnormaler Innervation nach CXL beachtet werden.
Autoren: Parissi M, Randjelovic S, Poletti E, Guimarães P, Ruggeri A, Fragkiskou S, Wihlmark TB, Utheim TP, Lagali N. Korrespondenz: Department of Medical Biochemistry, Oslo University Hospital, University of Oslo, Oslo, Norway. Studie: Corneal Nerve Regeneration After Collagen Cross-Linking Treatment of Keratoconus: A 5-Year Longitudinal Study. Quelle: JAMA Ophthalmol. 2016 Jan 1;134(1):70-8. doi: 10.1001/jamaophthalmol.2015.4518. Web: http://archopht.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=2469229.