Dickenmessung der retinalen Nervenfaserschicht mittels OCT ermöglicht Entdeckung glaukomatöser Schäden vor erstem Sehfelddefekt
GLAUcOMa San Diego – mechentel news – Das Team um Tammy M. Kuang vom Hamilton Glaucoma Center and Department of Ophthalmology von der University of California in San Diego, Kalifornien, schätzte in einer Beobachtungsstudie anhand einer Kohorte die diagnostische Genauigkeit und die Vorlaufzeit bis zur Entdeckung des Glaukomes vor der Entwicklung von Sehfelddefekten ab. Dazu führten die Ophthalmologen Messungen der Dicke der retinalen Nervenfaserschicht (retinal nerve fiber layer, RNFL) mittels optischer Kohärenztomografie (OCT) durch. Die Bewertung der RNFL-Dicke mittels OCT ermöglicht die Entdeckung glaukomatöser Schäden bevor mittels automatischer statischer Perimetrie (standard automated perimetry, SAP) gemessene Sehfelddefekte auftreten. In vielen Fällen ergaben sich signifikant hohe Vorlaufzeiten, wenn die OCT als ergänzendes diagnostisches Mittel eingesetzt wurde. Die Studiengruppe für diese im Oktober in der Fachzeitschrift Ophthalmology veröffentlichte Studie umfasste 75 Augen von 75 mutmaßlichen Glaukom-Patienten. Diese Augen wiesen mittels SAP gemessene normale Werte auf Grundniveau auf und zeigten reproduzierbare (drei aufeinanderfolgende) abnormale Messungen bei der Nachuntersuchung nach durchschnittlich 6,3 Jahren. Eine Kontrollgruppe bestehend aus ebenfalls 75 Augen von 75 gesunden Testpersonen, die nach Alter und Anzahl der OCT-Untersuchungen während der Nachsorge abgestimmt wurden, wurde miteinbezogen. Die RNFL-Dickenmessungen erfolgten zum Zeitpunkt der ersten SAP-Defekte (Zeitpunkt 0) und ebenfalls zu den Zeitpunkten -1, -2, -3 usw., entsprechend einem Jahr, zwei Jahren, drei Jahren usw. vor der Ausprägung von Sehfelddefekten. OCT-Messungen im gleichen Intervall wurden für Kontrollen herangezogen. Zeit-abhängige Grenzwertoptimierungs- (receiver operating characteristic, ROC-)Kurven wurden genutzt, um die diagnostische Genauigkeit der OCT zu bewerten. Als Hauptergebnisse dienten die Flächen und Sensitivitäten der ROC-Kurve ermittelt zu festen Spezifitäten an unterschiedlichen Zeitpunkten vor der Entstehung der Sehfelddefekte. Am Tage des Umschwenkens hin zu den ersten Sehfelddefekten (Zeitpunkt 0) betrug die mittlere RNFL-Dicke 75,0 ± 9,8 µm (Mittelwert ± Standardabweichung) in glaukomatösen Augen und 90,6 ± 8,0 µm für die Kontrollen (p < 0,001). Signifikante Abweichungen konnten bereits bis zu acht Jahren vor der Ausbildung der Sehfelddefekte festgestellt werden (86,3 ± 8,2 µm vs. 91,4 ± 7,6 µm; p = 0,021). Die Flächen unter der ROC-Kurve verringerten sich mit Zunahme der Zeit vor der Erkennung der Sehfelddefekte. An den Zeitpunkten 0, -4, und -8 Jahren, betrugen die Flächen der ROC-Kurve 0,87, 0,77 beziehungsweise 0,65. Bei 95% Spezifität wiesen bis zu 35% der Augen eine abnormale durchschnittliche RNFL-Dicke vier Jahre vor der Entwicklung von Sehfelddefekten auf und 19% der Augen zeigten abnormale Ergebnisse bereits acht Jahre vor dem Sehfelddefekt. (ut)
Autoren: Kuang TM, Zhang C, Zangwill LM, Weinreb RN, Medeiros FA. Korrespondenz: Felipe A. Medeiros, MD, PhD, Hamilton Glaucoma Center and Department of Ophthalmology, University of California, San Diego, La Jolla, California. Electronic address: fmedeiros@ucsd.edu. Studie: Estimating Lead Time Gained by Optical Coherence Tomography in Detecting Glaucoma before Development of Visual Field Defects. Quelle: Ophthalmology. 2015 Oct;122(10):2002-9. doi: 10.1016/j.ophtha.2015.06.015. Epub 2015 Jul 18. http://www.aaojournal.org/article/S0161-6420(15)00580-1/abstract.