Optimierung der Anti-VEGF-Therapie: Von klinischen Studien zu alltagstauglichen Lösungen für Patienten und Kliniken
TOP – MEDICAL RETINA – Lausanne – mechentel news – In dieser Übersichtsarbeit diskutiert Irmela Mantel vom Jules Gonin Eye Hospital der Universität Lausanne in der Schweiz die Relevanz variabler Dosierungsschemata für antivaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGF) bei neovaskulärer altersbedingter Makuladegeneration (nAMD) in Bezug auf ihre Alltagstauglichkeit. Nach den ersten entscheidenden Studien zur anti-VEGF-Therapie zielten die variablen Dosierungsschemata pro re nata (PRN), Treat-and-Extend und das kürzlich vorgestellte Therapieregime Observe-and-Plan darauf ab, die Strategie der Behandlung mit anti-VEGF bei nAMD zu optimieren. Das PRN-Schema zeigte gute visuelle Ergebnisse, erforderte aber monatliche Untersuchungen zur Überwachung und konnte daher Schwierigkeiten bei der Integration in das alltägliche Geschehen machen. Darüber hinaus ergab das Vorgehen nach dem PRN-Schema durch die Problematik der ungewissen Ressourcen-Zuteilung schlechtere Ergebnisse im Routinebetrieb. Das Treat-and-Extend-Schema nutzt ein intervallbasiertes Vorgehen und ist aufgrund seiner einfachen Planung und der reduzierten Anzahl notwendiger Praxistermine weitläufig anerkannt. Die parallele Entwicklung des Observe-and-Plan-Schemas zeigte, dass der zukünftige Therapiebedarf bzw. die erforderlichen Intervalle verlässlich vorhergesagt werden können. Studien, die das Observe-and-Plan-Schema untersuchten, ergaben zudem, dass dies für individualisierte, feste Therapiepläne genutzt werden kann, was zu deutlich niedriger Belastung der Kliniken und guten Ergebnissen führte und somit die alltäglichen Erfordernisse erfüllte. Diese fortschreitende Entwicklung variabler Dosierungsschemata ist eine Reaktion auf die real bestehenden begrenzten menschlichen, technischen und finanziellen Ressourcen. Sie umfasst die Individualisierung von Therapiemassnahmen, die Optimierung der Anzahl von Wiederholungsbehandlungen, die Minimalisierung der Anzahl von Überwachungsuntersuchungen und eine Vereinfachung der Vorausplanung.Das Observe-and-Plan-Schema erreicht diese Ziele bei guten funktionellen Ergebnissen. Die Autorin beschreibt in der Juni-Ausgabe 2015 des Fachmagazins Translational Vision Science & Technology diesen Translationsprozess von den entscheidenden klinischen Studien hin zur Entwicklung von Therapieregimen, die an die realen Bedingungen angepasst sind. Obwohl es sich dabei nicht um einen klassischen Translationsprozess von der Grundlagen- in die klinische Forschung handelt, so ist es doch ein Folgeprozess nach den entscheidenden klinischen Studien und repräsentiert einen wesentlicher Translationsschritt vom klinischen Nachweis der Effektivität zur Optimierung im Sinne der Bedürfnisse von Patienten und Kliniken. Der entsprechende wissenschaftliche Prozess umfasst die Exploration des Konzepts, die Evaluation der Sicherheit und schliesslich den Nachweis der Effektivität. (bs)
Autor: Mantel I. Korrespondenz: Irmela Mantel, University Eye Hospital Jules Gonin, Lausanne, Switzerland. E-Mail: irmela.mantel@fa2.ch. Studie: Optimizing the Anti-VEGF Treatment Strategy for Neovascular Age-Related Macular Degeneration: From Clinical Trials to Real-Life Requirements. Quelle: Transl Vis Sci Technol. 2015 Jun 8;4(3):6. eCollection 2015. Web: http://tvst.arvojournals.org/article.aspx?articleid=2318943.