Bei typischen Symptomen an visuelle Variante der Alzheimer-Krankheit denken!

NEUROOPHTHA – Lausanne – mechentel news – Bei der visuellen Variante der Alzheimer-Krankheit (VVAD) können sich typische ophthalmologische Symptome präsentieren. Augenärzte spielen eine entscheidende Rolle bei der frühen Diagnose der VVAD. Pierre-François Kaeser, Joseph Ghika und François-Xavier Borruat am Jules Gonin Eye Hospital der Universität von Lausanne in der Schweiz sichteten retrospektiv die Daten von zehn konsekutiven Patienten, bei denen eine VVAD diagnostiziert worden war. Bei allen Patienten wurde eine vollständige neuroophthalmologische Untersuchung, formelle neurologische und neuro-psychologische Tests sowie ein zerebrales MRT durchgeführt, um die Diagnose zu bestätigen. Darüber hinaus war bei sieben Patienten ein funktionelles Neuroimaging veranlasst worden. Das übliche primäre Symptom bei der Vorstellung aller Patienten waren Probleme beim Nahsehen (Lese-Schwierigkeiten n = 8, Verschwommensehen in der Nähe n = 2) sowie beim Schreiben (n = 3). Die Untersuchungen ergaben verminderte Lese- beziehungsweise Schreibfähigkeiten bei 9 von 10 beziehungsweise 8 von 10 Patienten. Der mittlere Fern-Visus betrug 20/25 und die mittlere Sehschärfe in der Nähe wurde mit J6 bestimmt. Bei 80% (8/10) der Patienten wurden partielle homonyme Sichtfelddefekte festgestellt. Das Farbsehen war bei allen Patienten herabgesetzt, wenn mit den pseudoisochromatischen Ishihara-Farbtafeln untersucht wurde, jedoch war die einfache Farbenbenennung bei 8 von 9 getesteten Patienten normal. 8 von 10 Patienten litten unter Simultanagnosie. Die visuelle Dysfunktion korrelierte mit zerebralen MRT-Befunden, in denen bei allen Patienten eine parieto-okzipitale kortikale Atrophie festgestellt wurde. PET Scans (5 Patienten) und SPECT-Untersuchungen (2 Patienten) liessen bei allen 7 untersuchten Patienten eine parieto-okzipitale Dysfunktion (Hypometabolismus oder Hypoperfusion) erkennen. Die Autoren weisen in der Juni-Ausgabe des Fachjournals BMC Ophthalmology darauf hin, dass visuelle Schwierigkeiten für eine VVAD typisch sind. Dyslexie, inkomplette homonyme Hemianopie, erhaltene Farbenerkennung bei nicht normalen Ergebnissen im Ishihara-Test und Simultanagnosie waren sämtlich Symptome, die in der untersuchten Patientenserie häufig vorkamen. Bei Patienten mit noch unerklärlichen visuellen Problemen, insbesondere Leseschwierigkeiten, sollten Ophthalmologen daher die Möglichkeit neurodegenerativer Funktionsstörungen wie VVAD in Betracht ziehen. (bs)

Autoren: Kaeser PF, Ghika J, Borruat FX. Korrespondenz: Department of Ophthalmology, University of Lausanne, Jules Gonin Eye Hospital, Avenue de France 15, CH-1004, Lausanne, Switzerland. E-Mail: pierre-francois.kaeser@fa2.ch. Studie: Visual signs and symptoms in patients with the visual variant of Alzheimer disease. Quelle: BMC Ophthalmol. 2015 Jun 30;15(1):65. doi: 10.1186/s12886-015-0060-9. Web: http://www.biomedcentral.com/1471-2415/15/65.