Im Erwachsenenalter auftretende Konvergenzinsuffizienz: Populationsbasierte 20 Jahres-Studie
PEDIATRICS & STRABISM Rochester – mechentel news – Ziel der Studie von Rafif Ghadban und Kollegen aus der ophthalmologischen Abteilung der Mayo Clinic and Mayo Foundation in Rochester im Bundesstaat Minnesota, USA, war es, die klinischen Charakteristika und die natürliche Verlaufsgeschichte der Konvergenzinsuffizienz in einer populationsbasierten Studie an Erwachsenen zu beschreiben. Die retrospektiv überprüfte Kohorte umfasste erwachsene Einwohner (im Alter von ≥ 19 Jahren) des Olmsted County in Minnesota. Die medizinischen Aufzeichnungen aller Erwachsenen, bei denen in einem Zeitraum von 20 Jahren eine Konvergenzinsuffizienz diagnostiziert worden war, wurden erneut gesichtet. Die Hauptzielkriterien waren die klinischen Charakteristika und die Ergebnisse bei im Erwachsenenalter aufgetretener Konvergenzinsuffizienz. Insgesamt wurde innerhalb des 20-Jahres-Zeitraums bei 118 Erwachsenen eine Konvergenzinsuffizienz diagnostiziert (jährliche Inzidenz 8,44 auf 100.000 Patienten älter als 19 Jahre). Sie stellten damit einen Anteil von 15,7% aller Formen von im Erwachsenenalter aufgetretenem Strabismus in dieser Bevölkerung dar. Das Durchschnittsalter bei Diagnosestellung betrug 68,5 Jahre (Spannweite 21,7 – 97,1 Jahre) und 68 (57,6%) waren weiblich. Die durchschnittliche initiale Exodeviation beim Nah-Sehen wurde mit 14,1 Prismendioptrien (PD; Spannweite 1 – 30 PD) bestimmt und mit 1,7 PD beim Fern-Sehen (Spannweite 0 – 10 PD). Die Kaplan-Meier-Rate einer mit der Zeit zunehmenden Exotropie betrug für 7 PD oder mehr 4,2% in 5 Jahren, 13,5% in 10 Jahren und 24,4% in 20 Jahren. Annäherend 88% der Fälle wurden mit Prismengläsern behandelt, wohingegen weniger als 5% eine operative Korrektur erhielten. Die Autoren fassen in der Mai-Ausgabe 2015 des Journals Ophthalmology zusammen, dass in dieser 20-Jahres-Kohorte eine im Erwachsenenalter beginnende Konvergenzinsuffizienz etwa 1 von 6 Erwachsenen ausmachte, bei denen ein Strabismus neu diagnostiziert wurde. Es fand sich ein signifikanter Anstieg der Inzidenz mit zunehmendem Alter. Beinahe ein Viertel entwickelte einen Anstieg der Exodeviation beim Nah-Sehen von mindestens 7 Prismendioptrien innerhalb von 20 Jahren nach Diagnosestellung und die meisten Patienten wurden konservativ behandelt. (bs)
Autoren: Ghadban R, Martinez JM, Diehl NN, Mohney BG. Korrespondenz: Brian G. Mohney, MD, Department of Ophthalmology, Mayo Clinic and Mayo Foundation, 200 First Street Southwest, Rochester, MN 55905. E-Mail: mohney@mayo.edu. Studie: The incidence and clinical characteristics of adult-onset convergence insufficiency. Quelle: Ophthalmology. 2015 May;122(5):1056-9. doi: 10.1016/j.ophtha.2014.12.010. Epub 2015 Jan 24. Web: http://www.aaojournal.org/article/S0161-6420%2814%2901187-7/abstract.