Prostata-Ca: Akute gastrointestinale Toxizität höher bei Hypofraktionierung der Radiatio als bei Standardvorgehen
Rotterdam – mechentel news – Im Jahr 2007 starteten die Autoren um Shafak Aluwini vom Department of Radiation Oncology am Erasmus MC Cancer Institute in Rotterdam, Niederlande, die multizentrische, randomisierte Phase-3-Studie HYPRO, um bei Patienten mit Prostatakarzinom den Effekt der hypofraktionierten Radiotherapie im Vergleich zur konventionell fraktionierten Bestrahlung im Hinblick auf das rezidivfreie Überleben zu untersuchen. In dieser Arbeit gehen die Autoren der Frage nach, ob bei den Patienten Unterschiede hinsichtlich akuter gastrointestinaler oder genitourologischer Nebenwirkungen bestehen. Die randomisierte Nicht-Unterlegenheits-Phase-3-Studie wurde in sieben niederländischen Radiotherapie-Zentren durchgeführt. Aufgenommen wurden Prostatakarzinom-Patienten im Alter von 44 bis 85 Jahren mit einem mittleren oder hohen Risiko bei histologisch gesichertem Stadium T1b-T4 NX-0 MX-0, einer PSA-Konzentration von 60 ng/ml oder niedriger und einem WHO Performance Status von 0-2. Mittels einer webbasierten Anwendung wurden die Patienten randomisiert 1:1 entweder der Standardfraktionierung mit 39 Fraktionen von 2 Gy in 8 Wochen (5 Fraktionen pro Woche) oder der Hypofraktionierung mit 19 Fraktionen von 3-4 Gy in 6,5 Wochen (3 Fraktionen pro Woche) zugeordnet. Die Randomisierung wurde mit einem Minimierungsverfahren durchgeführt, stratifiziert nach Therapiezentrum und Risikogruppe. Der primäre Endpunkt war das rezidivfreie 5-Jahres-Überleben. Die Autoren berichten hier über die Daten zu akuten toxischen Auswirkungen: die kumulative Inzidenz von Grad 2 oder schlimmerer akuter und später genitourologischer und gastrointestinaler Toxizität. Die Nicht-Unterlegenheit der Hypofraktionierung wurde getrennt für genitourologische und gastrointestinale akute toxische Auswirkungen untersucht, mit der Nullhypothese, dass die kumulative Inzidenz jeder Art von Nebenwirkungen in der Hypofraktionierungs-Gruppe nicht mehr als 8% höher liegt als in der Standardfraktionierungs-Gruppe. Die akuten genitourologischen und gastrointestinalen toxischen Auswirkungen wurden aus Fallberichtsformularen und Fragebögen zur Selbstbewertung der Patienten zum Ausgangszeitpunkt, zweimal während der Bestrahlungen und 3 Monate nach Ende der Strahlentherapie erhoben und entsprechend der RTOG-EORTC-Kriterien registriert. Die Auswertungen wurden in der Intention-to-treat-Population durchgeführt. Die Patientenaufnahme wurde abgeschlossen und die Studie ist bei www.controlled-trials.com unter der Nummer ISRCTN85138529 angemeldet. Zwischen dem 19. März 2007 und dem 3. Dezember 2010 wurden 820 Patienten randomisiert der Therapie mit Standardfraktionierung (n = 410) oder Hypofraktionierung (n = 410) zugeteilt. Drei Monate nach der Radiatio wurde bei 73 (22%) der Patienten in der Standardfraktionierungs-Gruppe und bei 75 (23%) in der Hypofraktionierungs-Gruppe über genitourologische Toxizität Grad 2 oder höher berichtet; gastrointestinale Toxizität Grad 2 oder höher wurde bei 43 (13%) der Patienten in der Standardfraktionierungs-Gruppe und bei 42 (13%) in der Hypofraktionierungs-Gruppe festgestellt. Eine akute genitourologische Toxizität Grad 4 wurde bei 2 Patienten, einem in jeder Gruppe (< 1%), beobachtet. Kein Fall einer akuten gastrointestinalen Toxizität Grad 4 wurde registriert. Die Autoren stellten für die Grad 2 oder höhere akute genitourologische Toxizität keinen signifikanten Unterschied in der kumulativen Inzidenz 120 Tage nach der Radiatio fest (Standardfraktionierung 57,8% [95% Konfidenzintervall 52,9 – 62,7] gegenüber Hypofraktionierung 60,6% [95% KI 55,8 – 65,3]; Differenz 2,7%, 90% KI -2,99 – 8,48; Odds Ratio 1,12, 95% KI 0,84 – 1,49; p = 0,43). Die kumulative Inzidenz für Grad 2 oder höhere gastrointestinale Toxizität 120 Tage nach Radiatio lag bei Patienten der Hypofraktionierungs-Gruppe höher (bei Standardfraktionierung 31,2% [95% KI 26,6 – 35,8] gegenüber 42,0% [95% KI 37,2 – 46,9] in der Hypofraktionierungs-Gruppe; Differenz 10,8%, 90% KI 5,25 – 16,43; OR 1,6; p = 0,0015; Nicht-Unterlegenheit nicht bestätigt). Die Autoren fassen somit in der März-Ausgabe 2015 der Fachzeitschrift Lancet Oncology zusammen, dass die hypofraktionierte Strahlentherapie im Bezug auf akute genitourologische und gastrointestinale Toxizität bei Patienten mit Prostatakarzinom von intermediärem oder hohem Risiko gegenüber der Standardfraktionierung nicht nicht-unterlegen ist. Vielmehr liegt die kumulative Inzidenz von akuter gastrointestinaler Toxizität Grad 2 oder höher bei Patienten, die eine hypofraktionierte Bestrahlung erhielten, signifikant höher als bei denen, die der standardfraktionierten Therapie unterzogen wurden. Die Patienten verbleiben in Nachbeobachtung für die Analyse der Effektivitäts-Endpunkte. (bs)
Autoren: Aluwini S, Pos F, Schimmel E, van Lin E, Krol S, van der Toorn PP, de Jager H, Dirkx M, Alemayehu WG, Heijmen B, Incrocci L. Korrespondenz: Dr Shafak Aluwini, Department of Radiation Oncology, Erasmus MC Cancer Institute, 3075 EA Rotterdam, Netherlands. E-Mail: s.aluwini@erasmusmc.nl. Studie: Hypofractionated versus conventionally fractionated radiotherapy for patients with prostate cancer (HYPRO): acute toxicity results from a randomised non-inferiority phase 3 trial. Quelle: Lancet Oncol. 2015 Mar;16(3):274-83. doi: 10.1016/S1470-2045(14)70482-6. Web: http://www.thelancet.com/journals/lanonc/article/PIIS1470-2045%2814%2970482-6/abstract.