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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Neubewertung der Kriterien für einen angemessenen Einsatz von Urinkathetern bei hospitalisierten Erwachsenen

Ann Arbor – mechentel news – Interventionen mit dem Ziel, den Einsatz von Urinkathetern zu reduzieren, gehen oft einher mit Listen „angemessener“ Indikationen, die mit nur beschränkter Evidenz und ohne substantiellen multidisziplinären Input erstellt wurden. Die Umsetzung solcher Listen ist oft eine Herausforderung, da sie weite Interpretationsspielräume der Indikationen zulässt, wie z.B. beim Begriff „kritische Erkrankung“. Die Autoren um Jennifer Meddings aus der University of Michigan Medical School und dem Veterans Affairs Ann Arbor Healthcare System im Bundesstaat Michigan, USA, berichten über die RAND/UCLA Appropriateness Method, die eingeführt wurde, um die Kriterien für einen angemessenen Katheter-Einsatz – definiert als Anwendung, bei der die Vorteile die Risiken aufwiegen – weiterzuentwickeln. Nach einer Literaturrecherche beurteilte ein 15-köpfiges multidisziplinäres Gremium aus Ärzten, Pflegekräften und Spezialisten der Infektionsprävention in einem standardisierten, mehrere Runden umfassenden Beurteilungsprozess Szenarien des Kathetereinsatzes als angemessen, nicht angemessen oder als von unsicherer Angemessenheit. Die Angemessenheit von Foley-Kathetern, intermittierendem Selbstkatheterismus (ISK) und externen Kondomkathetern bei hospitalisierten Erwachsenen unter medizinischer Behandlung wurde in 299 Szenarien, einschliesslich Harnverhalt, Inkontinenz, Wunden, Urinvolumenmessung, Urinprobesammlung und Bequemlichkeit, bewertet. Die Szenarien beinhalteten patientenspezifische Belange, wie zum Beispiel Schwierigkeiten bei der Wendung der Patienten und Herausforderungen bei der Platzierung des Katheters. Das Gremium bewertete 105 Foley-Szenarien (43 angemessen, 48 nicht angemessen, 14 unsicher), 97 ISK-Szenarien (15 angemessen, 66 unangemessen, 16 unsicher) und 97 Externkatheter-Szenarien (30 angemessen, 51 nicht angemessen, 16 unsicher). Die überarbeiteten Kriterien machten deutlich, dass Foley-Katheter zur Messung und Sammlung des Urins nur angemessen sind, wenn der Flüssigkeitsstatus oder der Urin nicht auf andere Weise bewertet werden kann. Sie stellten zudem klar, dass Patienten auf der Intensivstation eine spezifische medizinische Indikation für einen Katheter brauchen, da der Ort Intensivstation allein keine angemessene Begründung darstellt und sie erkennen an, dass Foley- und externe Katheter für ausgewählte Patienten pragmatisch angemessen sein können, um mit einer Urininkontinenz zurechtzukommen. Nach Ansicht der Autoren in der Mai-Ausgabe 2015 der Annals of Internal Medicine können diese neuen Kriterien der Angemessenheit eine Informationsquelle für gross angelegte kooperative Anstrengungen am Krankenbett sein, den unangemessenen Einsatz von Urinkathetern zu reduzieren. (bs)

Autoren: Meddings J, Saint S, Fowler KE, Gaies E, Hickner A, Krein SL, Bernstein SJ. Korrespondenz: Jennifer Meddings, MD, MSc, University of Michigan North Campus Research Complex Building 16, Room 427W, 2800 Plymouth Road, Ann Arbor, MI 48109, USA. E-Mail: Meddings@umich.edu. Studie: The Ann Arbor Criteria for Appropriate Urinary Catheter Use in Hospitalized Medical Patients: Results Obtained by Using the RAND/UCLA Appropriateness Method. Quelle: Ann Intern Med. 2015 May 5;162(9 Suppl):S1-S34. doi: 10.7326/M14-1304. Web: http://annals.org/article.aspx?articleid=2280677.