Verlängerte Heparingabe bei Residuen nach Thrombose vermindert Risiko für Thromboserezidiv bei Krebspatienten nicht
Palermo – mechentel news – An der Università degli Studi di Palermo, Italien, untersuchten Mariasanta Napolitano et al. die Bedeutung von Residuen nach Venenthrombosen, um die optimale Dauer einer Antikoagulantientherapie bei Krebspatienten, die eine tiefe Venenthrombose der unteren Extremitäten haben, zu bestimmen. Es wurden Patienten mit einer aktiven Krebserkrankung und einer ersten Episode einer tiefe Venenthrombose aufgenommen, die über 6 Monate mit niedermolekularem Heparin (low molecular weight heparin, LMWH) behandelt wurden. Die Patienten wurden entsprechend der Residual-Befunde therapiert: diejenigen mit Residuen wurden randomisiert entweder einer Fortsetzung der LMWH-Therapie für weitere 6 Monate zugeordnet (Gruppe A1) oder führten diese nicht weiter (Gruppe A2). Patienten ohne Residuen nach der Venenthrombose beendeten die LMWH-Behandlung (Gruppe B). Der primäre Endpunkt war ein rezidivierendes venöses thromboembolisches Geschehen innerhalb eines Jahres nach Beendigung der LMWH-Therapie und der sekundäre Endpunkt war eine schwere Blutung. Die Analysen beziehen sich auf die Zeit der randomisierten Verteilung. Zwischen Oktober 2005 und April 2010 wurden 347 Patienten aufgenommen. Residuen nach Venenthrombosen wurde bei 242 Patienten (69,7%) festgestellt. Ein Thromboserezidiv trat bei 22 der 119 Patienten in Gruppe A1 auf im Vergleich zu 27 der 123 Patienten der Gruppe A2. Die bereinigte Hazard Ratio (HR) für Gruppe A2 versus A1 betrug 1,37 (95% KI: 9,7 – 2,5; p = 0,311). Drei der 105 Patienten in Gruppe B entwickelten ein rezidivierendes venöses thromboembolische Geschehen; die bereinigte HR für Gruppe A1 versus Gruppe B lag bei 6,0 (95% KI: 1,7 – 21,2; p = 0,005). Drei schwere Blutungsereignisse traten in Gruppe A1 auf und jeweils zwei Ereignisse wurden in Gruppe A2 und Gruppe B registriert. Die HR für schwere Blutung Gruppe A1 versus Gruppe A2 betrug 3,78 (95% KI: 0,77 – 18,58; p = 0,102). Insgesamt starben 42 Patienten (12,1%) während der Nachbeobachtungszeit infolge der Progession der Krebserkrankung. Die Autoren fassen ihre Befunde in der November-Ausgabe 2014 des Journal of Clinical Oncology wie folgt zusammen: Bei Krebspatienten mit einer erstmaligen tiefen Venenthrombose, die über 6 Monate mit LMWH behandelt wurden, ist die Abwesenheit von Residualbefunden ein Indikator für eine Population mit niedrigem Risiko für ein erneutes thrombotisches Ereignis. Die Fortführung der LMWH-Therapie bis zu einem Jahr bei Patienten mit Residuen reduzierte nicht das Auftreten eines venösen thromboembolischen Rezidivs.(BS)
Autoren: Napolitano M, Saccullo G, Malato A, Sprini D, Ageno W, Imberti D, Mascheroni D, Bucherini E, Gallucci P, D'Alessio A, Prantera T, Spadaro P, Rotondo S, Di Micco P, Oriana V, Urbano O, Recchia F, Ghirarduzzi A, Lo Coco L, Mancuso S, Casuccio A, Rini GB, Siragusa S. Korrespondenz: Sergio Siragusa, MD, Dipartimento Biomedico di Medicina Interna e Specialisticiche (DiBiMIS), Università degli Studi di Palermo, Via del Vespro 127, 90127 Palermo, Italy. E-Mail: sergio.siragusa@unipa.it. Studie: Optimal duration of low molecular weight heparin for the treatment of cancer-related deep vein thrombosis: the Cancer-DACUS Study. Quelle: J Clin Oncol. 2014 Nov 10;32(32):3607-12. doi: 10.1200/JCO.2013.51.7433. Web: http://jco.ascopubs.org/content/32/32/3607.abstract.