Beim lokal fortgeschrittenen Prostata-Ca längere Androgensuppression wahrscheinlich effektiver
Newcastle – mechentel news – Ein Autorenteam aus verschiedenen Zentren in Australien und Neuseeland um James W. Denham von der School of Medicine and Public Health der University of Newcastle im australischen Bundesstaat New South Wales untersuchte, ob eine mittelfristige, 18-monatige Androgen-Suppression und Radiotherapie mit oder ohne Zoledronsäure effektiver ist als eine kürzere, 6-monatige neoadjuvante Androgensuppression und Radiotherapie mit oder ohne Zoledronsäure. Die randomisierte open-label und 2 x 2 faktorielle Studie umfasste Patienten mit einem lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinom (entweder ein Adenokarzinom T2a N0 M0 mit einem Prostata-spezifischen Antigen [PSA] ≥10 μg/L und einem Gleason Score von ≥7 oder ein Karzinom T2b-4 N0 M0 unabhängig vom PSA-Wert und Gleason Score). Die Patienten wurden durch ein Computerprogramm – stratifiziert nach Zentrum, primärem PSA-Wert, Tumorstadium, Gleason Score und eventuellem Brachytherapie-Boost – einer der vier Gruppen im Verhältnis 1:1:1:1 zugewiesen. Die Patienten der Kontrollgruppe erhielten eine neoadjuvante Androgensuppression mit Leuprorelin (22,5 mg alle 3 Monate intramuskulär) für 6 Monate und allein Radiotherapie (bezeichnet als short term androgen suppression, STAS); danach folgten entweder weitere 12 Monate einer Androgensuppression mit Leuporelin (intermediate-term, ITAS) oder es wurde zusätzlich über 18 Monate Zoledronsäure gegeben (4 mg intravenös alle 3 Monate über insgesamt 18 Monate; STAS plus Zoledronsäure oder ITAS plus Zoledronsäure). Der primäre Endpunkt war die Prostatakarzinom-spezifische Mortalität. Die Intention-to-treat-Analyse stellt die erste, vorab geplante Auswertung onkologischer Endpunkte fünf Jahre nach der Therapie dar. Die Studie ist unter der Nummer NCT00193856 bei ClinicalTrials.gov registriert und wird durch das National Health and Medical Research Council of Australia, Novartis Pharmaceuticals Australia, Abbott Pharmaceuticals Australia, das New Zealand Health Research Council, die New Zealand Cancer Society, die University of Newcastle (Australia), den Calvary Health Care (Calvary Mater Newcastle Radiation Oncology Fund), das Hunter Medical Research Institute, den Maitland Cancer Appeal und das Cancer Standards Institute New Zealand finanziert. Zwischen dem 20. Oktober 2003 und dem 15. August 2007 wurden 1071 Männer randomisiert STAS (n = 268), STAS plus Zoledronsäure (n = 268), ITAS (n = 268) oder ITAS plus Zoledronsäure (n = 267) zugeordnet. Der mediane Nachbeobachtungszeitraum betrug 7,4 Jahre (Interquartile Range [IQR] 6,5 bis 8,4). Die kumulativen Inzidenzen der Prostatakarzinom-spezifischen Mortalität betrugen 4,1% (95% KI 2,2 bis 7,0)) in der STAS-Gruppe, 7,8% (4,9 bis 11,5) in der Gruppe STAS plus Zoledronsäure, 7,4% (4,6 bis 11,0) in der ITAS-Gruppe und 4,3% (2,3 bis 7,3) in der Gruppe ITAS plus Zoledronsäure. Die kumulativen Inzidenzen der Gesamtmortalität wurden mit 17,0% (13,0 bis 22,1), 18,9% (14,6 bis 24,2), 19,4% (15,0 bis 24,7) bzw. 13,9% (10,3 bis 18,8) bestimmt. Weder die Prostata-spezifische noch die Gesamt-Mortalität unterschied sich zwischen den Kontroll- und Studiengruppen. Die kumulative Inzidenz eines PSA-Anstiegs lag bei 34,2% (28,6 bis 39,9) in der STAS-Gruppe, bei 39,6% (33,6 bis 45,5) in der Gruppe STAS plus Zoledronsäure, bei 29,2% (23,8 bis 34,8) in der ITAS-Gruppe und bei 26,0% (20,8 bis 31,4) in der Gruppe ITAS plus Zoledronsäure. Verglichen mit STAS wurde kein Unterschied hinsichtlich des PSA-Anstiegs bei ITAS oder STAS plus Zoledronsäure festgestellt; jedoch verminderte ITAS plus Zoledronsäure die PSA-Progression (Sub-Hazard Ratio [SHR] 0,71; 95% KI 0,53 bis 0,95; p = 0,021). Die kumulative Inzidenz lokaler Progression betrug 4,1% (2,2 bis 7,0) in der STAS-Gruppe, 6,1% (3,7 bis 9,5) in der Gruppe STAS plus Zoledronsäure, 1,5% (0,5 bis 3,7) in der ITAS-Gruppe und 3,4% (1,7 bis 6,1) in der Gruppe ITAS plus Zoledronsäure; es wurden keine Unterschiede zwischen den Gruppen festgestellt. Die kumulativen Inzidenzen skelettaler Progression wurden mit 7,5% (4,8 bis 11,1), 14,6% (10,6 bis 19,2), 8,4% (5,5 bis 12,2) und 7,6% (4,8 bis 11,2) bestimmt. Verglichen mit STAS herhöhte STAS plus Zoledronsäure das Risiko für skelettale Progression (SHR 1,90; 95% KI 1,14 bis 3,17; p = 0,012), jedoch lies sich kein Unterschied zu den anderen zwei Gruppen feststellen. Die kumulative Inzidenz einer entfernten Progression lag bei 14,7% (10,7 bis 19,2) in der STAS-Gruppe, 17,3% (13,0 bis 22,1) in der Gruppe STAS plus Zoledronsäure, 14,2% (10,3 bis 18,7) in der ITAS-Gruppe und 11,1% (7,6 bis 15,2) in der Gruppe ITAS plus Zoledronsäure; zwischen den Gruppen bestanden keine Unterschiede. Die kumulative Inzidenz einer sekundären therapeutischen Intervention lag bei 25,6% (20,5 bis 30,9), 28,9% (23,5 bis 34,5), 20,7% (16,1 bis 25,9) bzw. 15,3% (11,3 bis 20,0). Verglichen mit STAS reduzierte ITAS plus Zoledronsäure die Notwendigkeit einer sekundären therapeutischen Intervention (SHR 0,67; 95% KI 0,48 bis 0,95; p = 0,024); zu den anderen beiden Gruppen wurden keine Unterschiede gefunden. Es wurde eine Beziehung zwischen den Studienfaktoren und dem Gleason Score festgestellt, daher wurde paarweise Vergleiche zwischen allen Studiengruppen durchgeführt. Nachträgliche Analysen liessen vermuten, dass die Reduktion der PSA-Progression und die verminderte Notwendigkeit sekundärer therapeutischer Interventionen bei ITAS plus Zoledronsäure auf Tumore mit einem Gleason Score von 8 bis 10 beschränkt ist, und dass bei Tumoren mit einem Gleason Score von 7 oder niedriger ITAS besser ist als STAS. Langzeit-Morbidität und Scores für die Lebensqualität wurden durch eine 18-monatige Androgen-Suppression oder Zoledronsäure-Gabe nicht negativ beeinflusst. Die Autoren fassen in der September-Ausgabe des Journals The Lancet Oncology zusammen, dass – verglichen mit STAS – ITAS plus Zoledronsäure für die Behandlung von Prostatakarzinomen mit einem Gleason Score von 8 bis 10 effektiver war, und ITAS allein bessere Ergebnisse bei Tumoren mit einem Gleason Score von 7 oder darunter erbrachte. Allerdings basierten diese Ergebnisse auf Daten sekundärer Endpunkte und nachträglicher Analysen und sollten vorsichtig bewertet werden. Langfristige Nachbeobachtungen sowie eine unabhängige Bewertung der Beziehung zwischen Zoledronsäure und Gleason Score seien erforderlich. STAS plus Zoledronsäure könne als therapeutische Option ausgeschlossen werden.(bs)
Autoren: Denham JW, Joseph D, Lamb DS, Spry NA, Duchesne G, Matthews J, Atkinson C, Tai KH, Christie D, Kenny L, Turner S, Gogna NK, Diamond T, Delahunt B, Oldmeadow C, Attia J, Steigler A. Korrespondenz: Prof James W Denham, University of Newcastle, Newcastle, NSW 2310, Australia. E-Mail: Jim.Denham@newcastle.edu.au. Studie: Short-term androgen suppression and radiotherapy versus intermediate-term androgen suppression and radiotherapy, with or without zoledronic acid, in men with locally advanced prostate cancer (TROG 03.04 RADAR): an open-label, randomised, phase 3 factorial trial. Quelle: Lancet Oncol. 2014 Sep;15(10):1076-89. doi: 10.1016/S1470-2045(14)70328-6. Web: http://www.thelancet.com/journals/lanonc/article/PIIS1470-2045%2814%2970328-6/abstract.