13 Jahre ERSCP-Studie: Noch deutlichere Senkung der Prostata-Ca-Mortalität durch PSA-Screening
Rotterdam – mechentel news – Die European Randomised Study of Screening for Prostate Cancer (ERSPC) wies bereits eine signifikante Reduktion der Mortalität nach einem Beobachtungszeitraum von 9 und 11 Jahren nach. Screening wird jedoch wegen unerwünschter Nebeneffekte wie z.B. Überdiagnostik kontrovers diskutiert. Das internationale Autorenteam um Fritz H. Schröder aus der Urologischen Abteilung des Erasmus University Medical Center im niederländischen Rotterdam legte nun aktualisierte Mortalitätsdaten für Prostatakarzinom aus den Ergebnissen bis zum Jahr 2010 vor, aufgeteilt in Nachbeobachtungszeiträume von 9, 11 und 13 Jahren. Die ERSPC ist eine randomisierte Multicenter-Studie mit vorab festgelegtem, zentralisierten Datenbankaufbau und Analyseplan und einer Kernaltersgruppe von 55 bis 69 Jahren, bei denen in acht europäischen Ländern PSA-Tests (Prostata-spezifisches Antigen) durchgeführt wurden. Geeignete Männer im Alter von 50 bis 74 Jahren wurden aus den Bevölkerungsstatistiken gewonnen und per computergenerierten Zufallszahlen entweder dem Screening oder der Kontrollgruppe zugeordnet. Die Untersucher waren gegenüber dieser Gruppeneinteilung verblindet. Der primäre Endpunkt war die Prostatakarzimom-Mortalität in der Kernaltersgruppe. Die Auswertung basierte auf der Intention-to-Treat-Methode, wobei eine sekundäre Analyse das Auswahl-Bias durch Nicht-Teilnahme am Screening korrigierte. In den französichen Zentren wurden bei den 9-Jahres-Daten lediglich Inzidenzen, keine Mortalitätsraten gemeldet. Die Studie ist beim International Standard Randomised Controlled Trial Number Register unter ISRCTN49127736 registriert. Jedes Zentrum war für die Finanzierung der Studie selbst verantwortlich. Im Studienarm mit einer 13-jährigen Beobachtungszeit wurden in der Interventionsgruppe 7408 und in der Kontrollgruppe 6107 Fälle von Prostatakarzinom diagnostiziert. Das Verhältnis der Prostatakarzinom-Inzidenzen in Interventions- und Kontrollgruppe betrug 1,91 (95% KI 1,83-1,99) nach 9 Jahren [1,64 (1,58-1,69) einschliesslich Frankreich], 1,66 (1,60-1,73) nach 11 Jahren und 1,57 (1,51-1,62) nach 13 Jahren. Das Verhältnis der Prostatakarzinom-Mortalitätsraten wurde mit 0,85 (0,70-1,03) nach 9 Jahren, 0,78 (0,66-0,91) nach 11 Jahren und 0,79 (0,69-0,91) nach 13 Jahren bestimmt. Die absolute Risikoreduktion für Tod durch Prostatakarzinom nach 13 Jahren betrug 0,11 pro 1000 Personenjahre oder 1,28 auf 1000 randomisierte Männer, was einem verhinderten Tod durch Prostatakarzinom auf 781 (95% KI 490-1929) zum Screening eingeladene Männer entspricht oder einem auf 27 (17-66) zusätzlich entdeckte Prostatakarzinome. Nach Bereinigung der Daten um die Werte der Nicht-Teilnahme von Probanden lag das Verhältnis der Prostatakarzinom-Mortalitätsrate für gescreente Männer bei 0,73 (95% KI 0,61-0,88). Die Autoren stellen in der August-Ausgabe des Lancet fest, dass dieses Update der ERSPC eine substantielle Reduktion der Prostatakarzinom-Mortalität durch PSA-Tests bestätigt und, verglichen mit den Ergebnissen nach 9 und 11 Jahren, eine Zunahme des absoluten Effekts nach 13 Jahren zeigt. Ungeachtet dieser Ergebnisse sei eine weitere Bestimmung der Nachteile und ihrer Vermeidung als eine Grundvoraussetzung für die Einführung allgemeiner Screenings in der Bevölkerung zu empfehlen.(bs)
Autoren: Schröder FH, Hugosson J, Roobol MJ, Tammela TL, Zappa M, Nelen V, Kwiatkowski M, Lujan M, Määttänen L, Lilja H, Denis LJ, Recker F, Paez A, Bangma CH, Carlsson S, Puliti D, Villers A, Rebillard X, Hakama M, Stenman UH, Kujala P, Taari K, Aus G, Huber A, van der Kwast TH, van Schaik RH, de Koning HJ, Moss SM, Auvinen A; for the ERSPC Investigators. Korrespondenz: Prof Fritz H Schröder, Department of Urology, Erasmus University Medical Center, Rotterdam, PO Box 2040, Netherlands. E-Mail: secr.schroder@erasmusmc.nl. Studie: Screening and prostate cancer mortality: results of the European Randomised Study of Screening for Prostate Cancer (ERSPC) at 13 years of follow-up. Quelle: Lancet. 2014 Aug 6. pii: S0140-6736(14)60525-0. doi: 10.1016/S0140-6736(14)60525-0. [Epub ahead of print] Web: www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(14)60525-0/abstract.