Erhöhte Inzidenz des tödlichen Prostatakarzinoms nach Vasektomie
Boston – mechentel news – Die Ergebnisse hinsichtlich einer Beziehung zwischen Vasektomie, einer gebräuchlichen Form der männlichen Verhütung in den Vereinigten Staaten, und dem Prostatakarzinomrisiko bleiben widersprüchlich. Die Autoren Mohummad M. Siddiqui et al. aus dem Brigham and Women’s Hospital in Boston und von der Harvard School of Public Health, USA, untersuchten prospektiv diesen Einfluss mit einer ausgeweiteten Nachbeobachtungsphase und unter besonderer Beachtung insbesondere der fortgeschrittenen und tödlichen Erkrankungen. Unter den 49405 Männern aus den USA in der Health Professionals Follow-Up Study, zum Startpunkt der Studie 1986 im Alter zwischen 40 und 75 Jah-ren, wurde im Beobachtungszeitraum bis 2010 bei 6023 Männern ein Prostatakarzinom diagnostiziert, einschliesslich 811 Fällen mit tödlichem Ausgang. Insgesamt hatten sich 12321 Männer (25%) einer Vasektomie unterzogen. Es wurden proportionale Hazard Modelle nach Cox angewendet, um das relative Risiko (RR) und die 95% Konfidenzintervalle (KI) für die Erkrankung allgemein, highgrade Karzinome und tödliche Erkrankungen abzuschätzen, jeweils bereinigt für verschiedene mögliche Störfaktoren. Die Vasektomie war assoziiert mit einem leicht erhöhten Risiko für Prostatakarzinom allgemein (RR 1,10; 95% KI 1,04 bis 1,17). Das Risiko war erhöht für high-grade (Gleason Score 8 bis 10: RR 1,22; 95% KI 1,03 bis 1,45) und tödliche Erkrankungen (Tod oder Fernmetastasen: RR 1,19; 95% KI 1,00 bis 1,43). In einer Untergruppe von Männern, bei denen ein regelmässiges PSA-Screening durchgeführt worden war, war die Korrelation mit einem tödlichen Prostatakarzinom stärker (RR 1,56; 95% KI 1,03 bis 2,36). Vasektomie wies keine Beziehung zum Risiko für lowgrade oder lokalisierte Erkrankungen auf. Zusätzliche Analysen liessen vermuten, dass diese Beziehungen nicht durch Sexualhormonspiegel, sexuell übertragbare Krankheiten oder die Krebstherapie beeinflusst waren. Die Autoren sehen durch ihre Daten in der elektronischen Vorabpublikation im Journal of Clinical Oncology (Juli 2014) die Hypothese bestätigt, dass Vasektomie mit einer moderat erhöhten Inzidenz eines tödlichen Prostatakarzinoms verbunden ist. Diese Ergebnisse scheinen den Autoren nicht einem Nachweis-Bias geschuldet und Störfaktoren wie Infektionen oder Krebstherapie halten sie für unwahrscheinlich. (bs)
Autoren: Siddiqui MM, Wilson KM, Epstein MM, Rider JR, Martin NE, Stampfer MJ, Giovannucci EL, Mucci LA. Korrespondenz: Lorelei A. Mucci, ScD, Department of Epidemiology, Harvard School of Public Health, 677 Huntington Avenue, Boston, MA 02115. E-Mail: lmucci@hsph.harvard.edu. Studie: Vasectomy and Risk of Ag-gressive Prostate Cancer: A 24-Year Follow-Up Study. Quelle: J Clin Oncol. 2014 Jul 7. pii: JCO.2013.54.8446. [Epub ahead of print]. Web: http://jco.ascopubs.org/content/early/2014/07/02/JCO.2013.54.8446.abstract.
Meistens kein Überlebensvorteil beim lokalisierten