In Gesamtbevölkerung kein erhöhtes Risiko für Netzhautablösung durch Fluorchinolon
Kopenhagen – mechentel news – Eine kürzlich veröffentliche Studie bei ophthalmologischen Patienten wies einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Anwendung von Fluorchinolonen und Netzhautablösung nach. Bei der verbreiteten Verordnung von Fluorchinolonen würde das, falls es sich innerhalb der Gesamtpopulation bestätigt, zu einer erhöhten Fallzahl von Netzhautablösungen führen, die potentiell vermeidbar wären. Die Autoren B. Pasternak et al vom Department of Epidemiology Research am Statens Serum Institut in Kopenhagen untersuchten daher, ob die orale Anwendung von Fluorchinolonen mit einem erhöhten Risiko einer Netzhautablösung verbunden ist. In der landesweiten, register-basierten Kohorten-Studie in Dänemark wurden Daten aus den Jahren 1997 bis 2011 über die Eigenschaften der Teilnehmer, die ausgestellten Verschreibungen und die Fälle von operativ behandelten Netzhautablösungen (Plombage, Vitrektomie oder pneumatische Retinopexie) miteinander verbunden. Die Kohorte umfasste 748792 Fälle mit Anwendung von Fluorchinolonen (660572 [88 %] Ciprofloxacin) und 5520446 Kontrollfälle ohne eine solche Einnahme. Die relativen Risiken (RRs) für das Ereignis einer Netzhautablösung wurden mit Poisson-Regressionsmodellen abgeschätzt, bereinigt um einen Propensity-Score, der insgesamt 21 Variablen enthielt. Die Risiko-Zeitfenster wurden definiert als aktuelle Anwendung (Tag 1 bis 10 ab Beginn der Therapie), vor kurzem (Tag 11 bis 30), vergangen (Tag 31 bis 60) und vor längerer Zeit (Tag 61 bis 180). Insgesamt traten 566 Fälle von Netzhautablösung auf, von denen 465 (82 %) rhegmatogener Art waren; 72 bei Fluorchinolon-Anwendern und 494 bei den Kontroll-Nichtanwendern. Die unbereinigte Inzidenzrate betrug 25,3 Fälle pro 100000 Personenjahre bei aktueller Anwendung, 18,9 Fälle bei Einnahme vor kurzem, 26,8 Fälle bei vergangener Einnahme und 24,8 Fälle bei Anwendung vor längerer Zeit im Vergleich zu 19,0 Fällen bei Nicht-Anwendern. Im Vergleich mit der Nicht-Einnahme war die Anwendung von Fluorchinolon nicht mit einem signifikant erhöhten Risiko für eine Netzhautablösung verbunden: Die bereinigten RRs betrugen 1,29 (95 % KI 0,53 – 3,13) bei aktueller Anwendung, 0,97 (95 % KI 0,46 – 2,05) bei Einnahme vor kurzem, 1,37 (95 % KI 0,80 – 2,35) bei vergangener Einnahme und 1,27 (95 % KI 0,93 – 1,75) bei Anwendung vor längerer Zeit. Die absolute Risikodifferenz, abgeschätzt als die bereinigte Anzahl von Fällen mit Netzhautablösung pro 1 Million Therapien mit Fluorchinolon, betrug 1,5 (95 % KI -2,4 – 11,1) für gegenwärtige Anwendung. Nach dieser auf der gesamten dänischen Bevölkerung beruhende Kohorten-Studie ist die Therapie mit Fluorchinolon nicht mit erhöhten Risiko für Netzhautablösung verbunden. Die Autoren weisen in ihrer in der November-Ausgabe des Journal of the American Medical Association (JAMA) erschienenen Arbeit darauf hin, dass diese Studie, bedingt durch ihre begrenzte Aussagekraft, nur einen mehr als dreifachen Anstieg des relativen Risikos durch eine Fluorchinolon-Einnahme ausschließen kann; jedoch seien jegliche Differenzen beim absoluten Risiko, wenn überhaupt, wahrscheinlich von geringer klinischer Signifikanz.
Autoren: Pasternak B, Svanström H, Melbye M, Hviid A. E-Mail: bjp@ssi.dk. Studie: Association Between Oral Fluoroquinolone Use and Retinal Detachment. Quelle: JAMA. 2013 Nov 27;310(20):2184-90. doi: 10.1001/jama.2013.280500. Web: http://jama.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=1785461